Pat Travers "P.T. Power Trio 2" (Provogue Records, VÖ: 27.02.2006)

Es gibt so ein paar Typen im Rockgeschäft, von denen könnte man meinen, dass sie schon immer da gewesen seien. Die haben schon immer gute Platten gemacht und sich ohne Popmodeschnickschnack mit saftigem Saitengequäle durchs Leben gebracht. Pat Travers ist ohne Zweifel von dieser Sorte. Und wie jeder dieser Typen hat er Höhen und Tiefen gesehen, hat hinreißend grandiose Songs geschrieben und Alben veröffentlicht, und auch so einigen Mist verzapft. Auf der anderen Seite gibt es mit Provogue ein Label, das Interesse zeigt, die jüngste Arbeit von Künstlern wie Pat Travers zu veröffentlichen. Und so ist es schon zu Teil 2 des "P.T. Power Trios" gekommen.
In Zusammenarbeit mit Steve Evans (b) und Jeff Martin (dr), zwei illustren Handwerkern, die ihre Instrumente im Schlaf bedienen können und viel Spaß an der Einspielung hatten, was an der vitalen, energischen und intelligenten Spielweise zu erfahren ist, die beide neben Travers an den Tag legten, ist ein nettes Werk entstanden. Das stampft, rockt und wirbelt, wie es soll. Stets schön differenziert, mit fetter Basis, knochentrockenem Blues und fettem Rock im Hinterkopf und aufgedrehten Amps vor den Ohren, so rocken die 3 von der Hardrockstelle.
Neue Songs gibt es nicht zu hören, das Trio wälzt sich durch die Rockgeschichte und präsentiert somit neben dem fetten, nicht wehmütig angehauchten Happen Rock auch ein paar rührselige Nostalgiestückchen. Das kann der Fan jedoch, der sich für diesen Act interessiert, getrost antun und mitnehmen. Nach jedem der hier gespielten Songs wird er wohl in seiner Plattensammlung kramen und die alten Scheiben rausholen, die Originale, die Pat Travers hier so schön und laut nachspielt.
Gleich beim ersten Song muss ich passen. Das Dings ist mir bekannt, aber von wem der Hit stammt, geht mir nicht auf. Gleich im Anschluss wird dem weißen Albinogott Johnny Winter mit "I'm Yours, She's Mine" aufs Feinste gehuldigt. Stone Cold Fever, Rock Me Baby, Black Night (die von DP), Aimless Lady, Red Skies, Ready For Love, Rock the Nation und Keep Yourself Alive sind die Hits, die darauf folgen. Schöne Stücke und ein paar Hänger. Ganz besonders schön sind aber die Stücke, die ich bisher weggelassen habe, um sie, ganz von Nostalgie geschüttelt, hier noch anzubringen: die gute alte "Green Eyed Lady" im satten Gitarrensound mit ganz neuen, erstaunlichen Facetten, "Swlabr", dessen Beginn fast als britischer Punk durchgehen könnte, bis ich glaube, Cream persönlich zu hören: Stimme, Gitarrensound, Rhythmus - alle Achtung, die machen das Nachspielen sehr gut, sehr echt, aber doch mit durchaus eigener Note. Ja, und dann die Frechheit. Machen die sich doch an meinen Lieblings-Led-Zeppelin-Song ran. "How Many More Times", da muss man ja scheitern!
Leider nicht. Das Trio bringt den Überrocker himmlisch und höllisch gut! Natürlich haut die Stimme nicht hin, die Intonation des Gesangs ebenso wenig, aber egal, die instrumentale Arbeit! Danach musste ich gleich Led Zeppelin auflegen. Und den Vergleich hält Pat Travers Trio nicht stand. Wie sollte es!
Nichts ist so grandios wie "How Many More Times" der ganz frischen und saftigen, rocksüchtigen, leidenschaftlichen, drogengepuschten, wilden und überaus aufgedrehten Led Zeppelin. Wer den Song im Original nicht mag, hat keine Ahnung von Rockmusik. Das ist die Urgewalt und Gebärmutter aller Rockmusik! Pat Travers macht ne nette, knochentrocken rockende Kopie. Immerhin.
Also, die CD bringt es. Wer auf alten Hardrock steht, findet sich bald nach dem Anhören im heimischen Wohnzimmersessel auf dem Fußboden vor den Vinylplatten wieder. Und allein, dass man mal wieder da unten rum kriecht, ist die Sache allemal wert.
Technisch perfektes Alterswerk mit leicht anheimelndem Nostalgiewert. Die positiven Aspekte überwiegen den emotionalen Tiefhänger.

VM



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