Traumpfad "Die Kreise schließen sich" (Eigenproduktion 2006)

Schon das erste Album der bayrischen Truppe Traumpfad hatte es mir angetan. "Die Kreise schließen sich" steht dem nicht nach. Die 9 Songs sind liedhafter und eingängiger. Die Atmosphäre erinnert mich stark an die deutschen 70s Symphonic Rocker Novalis und deren Album "Sonnenwende", wenn die Parallelen auch nur ansatzweise zu hören sind. Gefühlte Erinnerung an Novalis. Sänger Flo Huber, dessen Stimme ich im ersten Album noch zuviel Platz hatte einnehmen sehen, kann meinethalben jetzt nicht genug singen. Zum einen ist seine Stimme berückend und eindrücklich; sein kraftvoller Gesang ist der vollkommene Mittelpunkt der Songs, mal abgesehen von den Instrumentalparts, klar. Aber das ist es nicht allein. Flo hat die Gabe zu singen. Text und Gesangslinie werden in seiner Artikulation lebendig. Das wird nicht so deutlich wie bei Christian Decamps, dem theatralischen Sänger der französischen Symphonic Rocker Ange, das war eine andere Intention. Aber sein Gesang ist besonders. Hoffentlich klingelt er nicht bei irgendwelchen Casting-Shows an, nachher nehmen die ihn noch!
Die Arrangements der Stücke sind stark auf die Texte orientiert und unterstützen dramatisch, poppig oder heavy die Lyrics. Zum anderen sind die Texte an sich poetisch, klug und nachvollziehbar. Wieder eine Parallele zu Novalis oder anderen Krautrockbands, die in deutscher Sprache gesungen haben.
Traumpfad sind laut ihrer Webseite stark vom Neoprog beeinflusst. Das ist nicht unbedingt in ihren Stücken wieder zu finden. Zum Glück. Mittsiebziger Hardrock, Symphonic Rock aus der gleichen Phase, etwas Metal - das kommt auf "Die Kreise schließen sich" zu neuem Klang. Und trotz anspruchsvoller, komplexer und harter Strukturen sind die Songs liedhaft. Freunde "normaler" deutschsprachiger Rockmusik werden über die vielen "schrägen" und "verrückten" Sachen erstaunt sein, die Traumpfad instrumental bieten. Die Gesangsdarbietung an sich ist wenig "verrückt" oder "schräg". Das erdet die Stücke. So zum Beispiel im Opener "In Ketten", der in weitaus schlichterer Version auch als Popsong durchs Radio jingeln könnte.
Wenn die Band sich ins Instrumentale aufmacht, dann wird das Geflecht vielschichtiger, tonale Landschaft breitet sich weit aus. Matthias Unterhuber spielt auf seinem Keyboardensemble plastische und spannungsreiche Flächen. Ebenso virtuos und temperamentvoll sind die Gitarrensoli von Marko Effenberger. Jonny Faggetter (b) und Andreas Brandl (dr) unterstützen mit differenziertem Drive und gutem Gespür für sensible Lautstärke und kraftvolle Stille die Solisten.
"Die Kreise schließen sich" ist nicht nur wegen der Texte ein lyrisches Album mit überwiegend balladesker Klangäußerung. Zwar sind Traumpfad häufig recht hart am Rocken, doch insgesamt überwiegen in Melancholie und Moll getunkte Phantasien. Möchte ich mir gern mal live anschauen.

traumpfad.info
VM



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