Record Heaven / Transubstans 2012

Sideburn "IV Monument" (03.10.2012)
Captain Crimson "Dancing Madly Backwards" (29.08.2012)
The Brimstone Days "On A Monday To Early To Tell" (12.09.2012)

Opener "Diamonds" sitzt ganz tief im genetischen Erbe der klassischen, frühen Black Sabbath. Wenn nicht die Alternative-Moderne der Gesangslinien wäre, würde der Song wohl zuerst als Session-Outtake von "Sabbath Bloody Sabbath" durchgehen und die üblichen Verdächtigen werden neuGIERIG. Und "IV Monument" - der Name sagt es selbstbewusst - ist schon das vierte Album der schwedischen Retroschwermetaller. Mal abgesehen von einigen Gesangspartien, die eher moderner Standard sind und nicht den fetten Eindruck machen, geht Song Numero Uno als erstklassiges Schwergewicht durch und lädt nur unbedingt ein, sich die brachialen restlichen 8 Songs anzuhören. Da sind dann, neben den stets gegenwärtigen Black Sabbath Attributen, auch mal Double-Leads zu hören, wie die jugendlichen Iron Maiden sie jungfräulich frisch probierten.
Der schönste Song setzt indes voll auf - Led Zeppelin. Und auch hier, so scheint es, haben Sideburn ihrem (anderen) Vorbild ganz genau auf die Finger geschaut. "Silverwing" klingt ganz nach III (und wieder: abgesehen von zwischendrin angestimmten Alternative-Gesangslinien) - der akustische Track ist dem Vorbild bis auf den Gesang verblüffend nah, wenn, ganz genau hingehört, die Fanboygroup den ureigenen Led-Zeppelin-Faktor (Stimme, Gitarrensound, Drums) längst nicht wie das Original hinkriegt, das haben viele versucht und keiner echt geschafft. Muss auch nicht, ist kein Coveralbum, sondern eines mit eigenen Kompositionen.
Und die machen Laune, gehen gut ab, rocken schwer und drahtig, haben hinreißend fetten Gitarrensound und erstklassiges Getrommel, nix zu einfach, schön technisch und trotzdem straighter Mordsrock. Die Songs sind zwischen 4 und (überwiegend) 7 Minuten lang und keine Sekunde ist zu viel. Der Sound ist authentisch, wenn die Band sich auch komplett in die Stile und Arrangementuntiefen ihrer Vorbilder wirft und bis auf den eher eingängigen Gesang (mit guter Stimme) kaum mehr als eigene Kompositionen im genetischen Erbe der Monumental-Bands liefert. Drauf haben sie es. Live wird die Band gewiss noch einige Zacken schärfer sein, die Saiten tiefer schneiden.
Das Album ist gut produziert, hat Klang, Schmackes und Charakter und wenn für Überraschung eher nur das fast perfekte Nacheifern festzustellen ist und keiner der Songs an die Qualität der ihrer großen Vorbilder heranreicht, so kann "IV Monument" doch gut empfohlen sein!

Tolles Cover! Der Retro-Fuzz-Sound der Hardrocker Captain Crimson (die gewiss eher nicht an King Crimson gedacht haben, als sie sich den Bandnamen verpassten) steht dem Cover etwas nach. Mal abgesehen von den Gesangslinien und der nicht ganz fetten Stimme des ungenannten Mannes am Mikro, die beide nicht perfekt und auch kaum überraschend gut sind, indes nicht langweilen und nicht unter Durchschnitt liegen, brutzeln die Songs ganz nett. Im Retro-Konzept stecken die aktuellen Hörerfahrungen der Bandmitglieder, die den ganzen aktuellen Alternative-Zirkus wohl über sich haben ergehen lassen, dass sie nicht ohne Einfluss davon blieben. Da plärren Riffgitarren ohne größeres Ziel, flunkert die Akustikgitarre im Off, während der dreckige und Punk-rüde Krach vorn am Bühnenrand für schick fetten Sound sorgt. Das Getrommel ist erlesen, nicht besonders komplex, aber eindrucksvoll. Manche Idee in den einzelnen Songs überrascht ob ihrer Extravaganz, mal eine hippieske Note, mal ein melancholisches Durchatmen, eine bewusst naive Quängeligkeit oder der Übergang aus liedhaftem Rock ins Nervös-Rüde mit dreckig-speediger Attitüde.
Die 9 zwischen 3 und 6 Minuten langen Garagenrocker überzeugen nicht über die ganze Dauer, hin und wieder wirkt so ein Track tranig und eintönig. Die extrakurzen Instrumentalparts bringen Leben und Farbe ins Spiel, sind allerdings zu kurz und selten. Und die Gesangspartien überwiegen in eher simplem Aufbau ohne ausgefallene Mätzchen. Fans von Witchcraft, Leaf Hound, Graveyard und Jimi Hendrix will die Band ansprechen. Captain Crimson meinen selbstbewusst, mit ihren Songs den Kopf zum Schwingen zu bringen. Wer eher schlichtere Songs im dreckig-rüden Hardrock mag, wird die Locken schütteln. Die an ausgefallen komplexen Sound gewöhnten Köpfe werden indes weniger angesprochen sein.

The Brimstone Days gehen ihre Retro-Wege entspannt geradeaus. Kaum Schnörkel, kaum ausgefallen schräges Zeugs in den Songs, diese rocken und krachen gut, gehen sofort ins Ohr, haben viel 70s Bluesrock im Urin, hier und da gar Jazzphrasen und saubere Gitarrensoli, die dem Funk-/Blues-/Hardrock schick Farbe geben. So schnell die Songs anfangen sind sie auch wieder zu Ende. Gleich 14 Tracks sind auf der CD, alle so zwischen zweieinhalb und 4 Minuten lang. Die raue Fuzz-Gitarre geht die Riffs nicht eintönig an, und wenn ein jeder der Songs schon bekannt ist, bevor er einmal ganz gehört wurde, steckt doch Eigenleben in der Simpelitis. Hendrix- und Free-Fans wird der lässige Sound wohl zuerst gefallen, das Powertrio geht im Geist der Genannten auf, wenn die Highlights wohl erst auf der Bühne passieren, wenn sie passieren.

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