Transcend "The Mind" (Eigenproduktion, 01.02.2013)

Transcend sind in Montreal angesiedelt. Die kanadisch-griechische Prog Metal Connection legt mit "The Mind" ein Debüt auf CD vor, das unabhängig und eigenständig produziert wurde. Verpackung und Aufnahme verraten, dass Transcend - wie viele begabte junge Bands - mit einem begrenzten Budget auskommen mussten. So sind zwar keine Klangausfälle und Aufnahmefehler festzustellen, noch zeichnen sich Cover und Booklet durch Billigkeit aus. Doch die 5 Kompositionen (4 auf CD1, eine auf CD2) wirken klanglich unausgereift, unausgeschöpft. Der Soundingenieur, der für Aufnahmen und Mix steht, hat noch einiges zu lernen - oder aber kommt aus einem Prog Metal fernen Bereich. Es fehlt an Dynamik und Klangweite, obschon die Songs so ‚funktionieren' und ihre Stärke verraten, in den Bann ziehen. Würden, zum Beispiel, Dream Theater, diese ansprechenden Kompositionen zur Hand haben, könnten sie mit großem Budget weitaus mehr daraus machen. Indes, was Transcend und ihr Soundingenieur erreicht haben, kann sich hören lassen. Und was das Layout angeht: Cover und Booklet sind getrennt, separat, etwas simpel gehalten, wenn auch in ansprechend nettem Design.
Die 4 Tracks auf CD1, zusammen etwas mehr als 38 Minuten lang, sind weitaus weniger ‚Metal' als der Titeltrack auf CD2. Vielleicht liegt es am Mix, die Gitarren gehen etwas unter, der Schlagzeugsound hat einen hölzernen Beiklang, die Keyboards klingen breiig - und nicht alle Keyboardsounds sind glücklich gewählt. Die Kompositionen indes sind ansprechend. Vokal- und Instrumentalarbeit sind gut ausgearbeitet, von Intensität und Dramatik. Die Band hat Idee - und ihre Handwerk geübt, so dass die vielen Facetten ihres Debüts, das von der Geburt und Entwicklung des Menschen handelt, trotz der Produktionsmängel gut ankommen. Und: so gravierend wirkt sich der weniger gelungene Mix, die leichten Aufnahmeschwächen nicht aus, die Songs werden nicht kaputt gemacht, kommen gut an.
"The Mind", das 44:27 Minuten lange Titelstück auf CD2, ist wesentlich härter, komplexer und vitaler als die vier Tracks auf CD1. Viel Prog Metal Typisches ist zu hören, in eigener Identität und eigenem Ausdruck. Heftig komplexe Passagen, epische Strecken, technische Gitarrensoli, vertracktes Knüppel-Drumming, düstere Keyboard-Soli, fette Mordsriffs und eine lebhafte Dynamik, die den 8 einzeln anwählbaren Parts sehr gut zu Gesicht steht, machen das lange Monster sehr ansprechend.
Deutlich ist: an diesem ‚Song' wird mit hoher Konzentration, mit Fieber gearbeitet, und auf dieses Werk wird der größte Wert gelegt, hier will die Band keine Fehler machen. Und als ob das den Mann an den Reglern angesteckt oder ihm plötzlich mehr Begabung verschafft hat, ist der Klang dynamischer, vitaler und die Aufnahme der einzelnen Instrumente professioneller und überzeugender. Die Komposition an sich hat enorm Intensität und Ausdruckskraft. Zwar sind auch die 4 Stücke auf CD1 ansprechend, hier geht es aber qualitativ einen großen Schritt nach vorn.
Bleibt zu hoffen, dass Costa Damoulianos (g, voc), Alexi Lagagianis (keys), Jake Shamash (dr) und Nico Damoulianos (b) genug Erfolg mit "The Mind" erfahren, um weiter zu machen. Das Potential, das dieses kraftvolle Debüt auszeichnet, ist gewiss nicht ausgeschöpft.

transcendband.com
justforkicks.de

VM




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