Transatlantic "The Whirlwind" (InsideOut Music, VÖ: 23.10.2009)

Und da sind sie wieder. Neal Morse (lead-voc, g, keys), Roine Stolt (lead-voc, g), Pete Trewavas (b) und Mike Portnoy (dr, voc) - Transatlantic, der Saft, aus dem cooler, komplexer Retro-Prog besteht, der qualitativ in die Vollen greift und die illustre Qualität der Stammcombos beziehungsweise ehemaligen Stammcombos der involvierten Musiker vereint und darüber hinaus zu ganz anderer, eigener Qualität findet und zeigt, was geht, wenn man spieltechnisch feinstens geübt ist und kompositorisch locker was drauf hat.
The Flower Kings, Spock's Beard, Marillion und Dream Theater haben ihre besten Tage vermutlich hinter sich, oder zu tun, ihre alten Erfolge mit neuem Material zu erreichen. Vermutlich wird ein Jeder, der einmal erfolgreich war, im stillen Kämmerlein über das Schubladendenken der verfluchten Fanschar nachdenken und die Welt in Gedankentrümmer zerlegen, weil jeder Kreativität nach Erfolg stilistische Zügel angelegt sind, wenn nicht gar vertragliche.
Diese vier haben sich wieder vereint, neue Songs geschrieben - Halt! EINEN neuen Song geschrieben, ihm aber 12 anwählbare Kapitel gegeben, um nicht alle 77:55 Minuten hören zu müssen, um die letzte sich anschließende und die CD abschließende Sekunde genießen zu dürfen.
2000 bis 2003 haben sie Studio - Live - Studio - Live - 4 Alben fürs Volk eingespielt und sind dann wieder ihrer Wege gegangen, als Neal Morse Spock's Beard verließ und zu neuem christlichen Leben ansetzte, dass ihn erst einmal alles beenden und verlassen hieß, was bislang sein Leben bestimmt hatte, beruflich und bandmusikalisch zumindest.
Es geht wieder, meint Neal Morse. Es muss nicht alles zu Ende sein, weil ein neuer Anfang da ist. Mit Mike Portnoy hat er auf seinen diversen Soloscheiben zusammen gearbeitet. Und scheinbar in der Zwischenzeit gemerkt, dass Transatlantic ein Name und die Band eine Gemeinschaft ist, in der man weiterhin zusammen arbeiten kann.
Sie haben sich wieder versammelt und, wie sie meinen, gleich zu hohem Tempo und hoher Qualität gefunden, die sie fast überfahren hat, die ihnen Angst gemacht hat, von der sie nicht wussten, ob sie sie dauerhaft durchhalten können würden.
Nun, sie haben. "The Whirlwind" ist eine Prog-Geschichte zwischen Komplexität und Eingängigkeit, zwischen instrumentaler Rasanz und liedhafter Eingängigkeit, zwischen solistischer Perfektion und groovender Nachvollziehbarkeit.
Es dauert, sich das lange Werk aufzutun. Wer nur komplexes Zeug mag, wird zu tun haben, die liedhaften Gesangsmarathons mitzumachen. Wer nur auf leichtere Materie steht, wird ob der deftigen Abgefahrenheit der Instrumentaltraktate erschrecken. Wer den Mix mag, ist hier genau richtig. Roine und Neal sind die Macher, sogar der weltweit vielleicht Erfolgreichste im Quartett, Mike Portnoy, unterwirft sich dem Ideenmarathon der beiden Macher. Sein Trommeln ist eher einfacherer Art, er groovt lässig, kann aber auch die Extrempositionen locker ausführen. Pete Trewavas ist der Bassmann, der den Bass spielt und damit für die Tieftonatmosphäre zuständig ist, ohne sonstige Kompetenz. Roine hat wieder seine grandiosen Soli auf Lager, Neal bringt gar einige jazzige Keyboardharmonien ein, hier ist instrumental was gewachsen, was definitiv seine Suchtfinger ausstreckt.
Ganz persönlich: gibt es das Album auch gekürzt? Nur die Instrumentalstrecken ohne den liedhaften Gesang? Das wäre mir genug. Ganz ohne Voiceover.
Anders herum geht es auch. Die CD wird als Einzel-CD angeboten, zudem mit Bonus-CD, auf der 4 neue Transatlantic-Songs und 4 Covertracks drauf sind, sowie mit Bonus-DVD, auf der das über 60 Minuten lange Making Of zu sehen und hören ist.

insideout.de
VM



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