Tony Adamo & The New York Crew "sin nombre" (UrbaneZone Records 01.05.2015)


Schönes Jazzcover, viel Rot. Glutheiße Musik! Und ja, genau so ist es. Die Band spielt einen gut abgehangenen, groovebasierten, swingsüchtigen und bluesgeladenen und technisch erstklassig und fabelhaft aufgezeichneten Modern Jazz, der viele Stile in sich vereint, sofort ins Blut schießt und ungemein Laune macht. Bass, Piano und Schlagzeug: exzellent! Dazu die Bläser. Phantastisch wildwüchsig rasselnde Trompete mit hochprozentigen Soli, Alto Sax kaum weniger energisch. Der Bass pulst, das Piano schwelgt zwischen Harmonie und Disharmonie und der Sound kocht! Ab und an ist da ein weiterer Perkussionist mit am Werk, ein Gitarrist zudem. In ein paar Tracks. Und alle machen ihre Arbeit hinreißend gut. Der Jazz hat seine schrägen Soli und extravaganten instrumentalen Läufe, doch stets ist diese Basisarbeit in aller Virtuosität und technischen Eskapade gut geerdet und weit von Free Jazz entfernt.
Ganz im Gegenteil hat die New York Crew Spaß daran, diesen süffigen, voluminösen Sound authentisch aus Bauch und Kopf zu bauen. Nirgends Mainstream in Sicht, und der Free Jazz-Nachbar ist verreist. Die 10 Tracks plus dem kurzen, rein instrumentalen "To Bop or Not To Be" mittendrin sind die ultimative Einladung, Jazz zu lieben.
Ja, nur ein Track ist rein instrumental. Denn da ist noch Tony Adamo. Sänger. Oder besser der Mann mit dem ‚Hipspokenword'. Sprechgesang. So spricht New York. Jazz-New York. Tony Adamo ist Teil der Band und steht im Mittelpunkt der Songarrangements.
Tony Adamo erzählt mit coolem Impetus wovon? Von Jazz natürlich. Von den Helden. Den Gescheiterten. Von Konzerten und Biografien. Von der Szene und aus der Szene. Und der Entwicklung innerhalb des Jazz. Und der Mann hat Stimme!
Alle Achtung - sein Beitrag ist mindestens der instrumentalen Arbeit ebenbürtig. Wenn er so aus dem Leben des Jazz spricht und einen Vers beendet, verfällt seine Stimme in melodischen Singsang, der wie das Ende eines instrumentalen Solobeitrages klingt und das, Pardon, geht verdammt ab!
Vielleicht kann dieser Hipspokenword-Beitrag erst seit Rap oder HipHop so hinreißend cool klingen, doch ist dies ganz Jazz und kein Rhythmus-Sprechgesang. Eher klingt Tony Adamo wie die Jazzausgabe der Beat-Poeten. Jazz-Poet trifft es gut.
Die Songs stammen aus der Feder des Jazz-Poeten und seiner Band. Bis auf "Listen Here Listen Up", das als Referenz und Würdigung an den großartigen Tenorsaxophonisten Eddie Harris gecovert wird, in eigener Kreation. Die Songs ohne den Sprechgesang-Sänger funktionieren prima, und reichen an sich schon aus.
Doch sobald Tony Adams seine Stimme erhebt und in den kochenden Sound einsteigt, weiß der geneigte Zuhörer sogleich, was hier das Besondere ist. Starkes Album.
Mehr davon!

facebook.com/tonyrocadamo
VM



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