Gunther Tiedemann & Michael Villmow "Kreuzüber Bach" (CCn'C 2008)

Gunther Tiedemann, Cellist und Organist und Michael Villmow, Saxophonist improvisieren gemeinsam über die 1. Cellosuite von Johann Sebastian Bach. Eigene Kompositionen stehen neben Bachzitaten. Die zarten, nachdenklichen Eigenkompositionen der beiden Musiker können, das war wohl auch nicht der Ansatz, die Bachsche Genialität nicht erreichen. Lautmalerisch, sphärisch streichen die luftigen Noten dahin. Als dritter Track auf der CD ist das "Prelúde" der Cellosuite zu hören.
Meine etwas entrückte Aufmerksamkeit ist plötzlich wieder da. Unbewusst hatten mich die improvisativen Duoklänge eingelullt, hingegen die Komposition der "Prelúde" meine ganze, ungeteilte Aufmerksamkeit einfordert.
Im Anschluss setzen Saxophon und Cello mit illustrem Spiel erneut zu Bagatellen an, die schön und warm klingen, hingegen wie ein zerstobener Zeitgeist-Klecks wirken, sobald die "Allemande" anbricht. Das geht zur "Courante", der "Sarabande", dem ersten und zweiten "Menuett" und zur "Gigue" nicht anders weiter.
Was das Duo selbst erdacht hat, ist anmutig. Gewiss. Aber es steht mit seiner Ecken- und Kantenlosigkeit nur zwischen den Bachfiguren, ohne zu ergreifen. Vermutlich, in die Zukunft gesponnen, werden die beiden Musiker ihre gemeinsame Arbeit noch lange hören und erforschen, wenn die hiervon zuerst beeindruckten Hörer längst wieder bei anderen aktuellen Klängen angelangt sind und von Kreuzüber Bach nichts mehr im Gedächtnis haben. Und letztlich, Bach bleibt immer. Auch in 1.000 Jahren. Was an Kompositionen aus dem Jahr 2008 dann noch mehr als historische Forschergültigkeit hat, ist vermutlich keine Fußnote wert.
Dennoch, lebhafte, anmutige Klänge.

ccnc.com
VM



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