The Whiskey Foundation "Take The Walk" (30/10 Records 2013)


Die Story ist wirklich unglaublich. Als Jim Morrison, Sänger der amerikanischen Psychedelic Rockband The Doors, 1971 nach Paris reiste, um der Welt zu entfliehen und Gedichte und Drehbücher zu schreiben, war er, wie üblich, völlig betrunken. Im chaotisch zusammen gestopften Gepäck fanden sich Songs für die Doors, die er seit langer Zeit der Band verweigerte, weil er keinen Bock mehr auf die Rockstar-Chose hatte. Neben ihm im Flieger saß ein älterer, etwas verängstigter und von Morrison genervter Herr, der kein Wort von dem Quatsch verstand, den der langhaarige, dickbäuchige Amerikaner da neben ihm brabbelte; bekam Zeitungen, Essensreste ab, Kaffee wurde über sein linkes Hosenbein geschüttet. Das reichte dem Mann. Er beschwerte sich bei der Stewardess, die sich außer Lage sah, den wilden Rockstar zu bändigen und ihm striktes Alkoholverbot verordnete. Jim Morrison schüttete daraufhin das ganze Zeitungsbündel, das zerknüllt auf seinem Schoß lag, über den alten Herrn, erhob sich, um auf dem WC verbotene Genussmittel zu rauchen und war erst einmal verschwunden. Der alte Herr, nun völlig aus dem Häuschen, befreite sich von dem Zeitungsberg, lief schimpfend den Gang auf und ab und wurde mit einem Glas Whiskey beruhigt auf seinen Platz zurückgeführt.
Bevor die Maschine landete, saß der erschöpfte und schwitzende Morrison längst wieder neben dem alten Herrn, der den Abschaum neben ihm keines Blickes würdigte und aus dem Fenster sah. Plötzlich sprang Morrison auf, griff sein Gepäck, holte ein Papierbündel heraus, das sichtbar Noten und Texte enthielt und stopfte dies in die Aktentasche des alten Mannes, dann grinste er diesen überkandidelt an, gab ihm einen Kuss auf den Mund, und verschwand erneut auf dem WC.
31 Jahre später wurde ein junger Wilder aus München von seiner Mutter aufgefordert, den schriftlichen Nachlass ihres Vaters, seines Großvaters, zu sortieren und entsorgen, was 20 Jahre nach dem Tod des alten Herrn endlich an der Zeit wäre. Der alte Herr war Vertreter gewesen und schnell ließ sich viel dienstliches Papier herausfiltern und dem Recycling zuführen. Doch da war mehr. Unter anderem ein Ordner mit sorgfältig geschichteten Noten- und Textblättern, denen eine recht ausführliche Notiz des alten Herrn beigelegt war, nach der diese Erzählung unverfälscht aufgeschrieben wurde.
Nun, der junge wilde Münchner, Enkel des alten Herrn und Erbe dieses Schatzes, war ganz aus dem Häuschen, dankte seinem Großvater und musste verschmitzt daran denken, wie sorgfältig sein alter Herr doch diese Papiere bewahrt hatte. Ob er eine Ahnung gehabt hatte? Nie war ein Wort darüber über seine Lippen gekommen!
Wie sich nach dem Studium der Noten und Texte herausstellte, stammten sie aus allen Phasen des Musikerlebens Jim Morrisons. Allesamt unveröffentlichte Songs. Niemals eingespielt. 11 Songs ließen sich eruieren. Dazu Notenfragmente.
Der junge Mann, Bart und Haare sprießen wie einst bei Jim Morrison, hatte natürlich eine Band. Jetzt gab die Band sich einen neuen Namen, arbeitete die Songs astrein aus und spielte sich in das Material ein. Es dauerte knapp zwei Jahre, dann waren aus den Noten und Texten 12 feine Songs geworden, die nah am Original gehalten waren, sehr sensibel mit dem Songmaterial umgingen, eine kernig kraftvolle Einspielung gefunden hatten und am Mikrophon DIE Stimme, der alte Herr im Flugzeug hatte wohl mit dem über ihn gekippten Zeitungsberg noch etwas mehr von Jim Morrison bekommen: die Stimme für seinen Enkel. Was dieser mit Inbrunst und Wonne zu hören gab.
Weil diese Story so unglaublich ist, wollte die Band damit nicht herausrücken, doch die Jungs waren einen langen Kneipenabend nicht abgeneigt, die Story in allen Einzelteilen lang und breit auszubreiten, aber: pssst, nichts sagen! Doch wie das so ist. Einer schwatzt immer. Zufällig war das ein verängstigter alter Herr am Nebentisch, der sich über die laute Meute beschwerte und von der Band mit Papierschnipseln zum Dank beworfen wurde. Das haben sie nun davon - - -

thewhiskeyfoundation.de/
VM



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