The Samurai of Prog "Undercover" (Musea Records 2011)

"The Samurai of Prog" ist ein weiteres dieser Mega-Projekte, die bei Musea Records laufen. Die Band besteht aus Marco Bernard (b), Kimmo Pörsti (dr) und Steve Unruh (voc, g, fl, vi) sowie diversen Gastscharen, die für einzelne Tracks an die Instrumente gebunden wurden. Das Projekt wird im umfangreichen Booklet ausführlich erläutert, jeder Track kriegt Worte ab, technische Angaben und zahllose Bilder machen das Booklet schick und bunt.
Hauptteil des clever (…) "Undercover" genannten Albums sind 9 Songs, deren erste 7 nach dem eröffnenden Flügel- (und nicht Piano-)Solo sämtlich Kopien sind. Der Reigen wird von "The Lamia" (Genesis) aufgemacht und schon hier wird deutlich, dass die Band handwerklich gute Arbeit leistet und eigene Ideen ins Arrangement einfließen lässt, aber die Songs überwiegend vereinfacht oder mit weitaus weniger Dynamik und Kraft, als es die Originale in sich haben, spielt. Warum das Coveralbum als "Samurai of Prog" so besonders gehandelt wird, geht mir nicht auf. Wer die Originale hat, braucht kaum solche Cover, selbst nicht in dieser zweifellos sehr hohen Klangqualität. "Starship Trooper" kann ich nicht genießen, egal ob der Sänger in Jon-Anderson-Höhen jubiliert (was nichts bringt): die Band ent-rockt die knackige Komposition vollkommen, lässt alle Power raus. Diese Interpretation macht den Klassiker, ohne ihm auch nur ansatzweise nennenswerte oder gar intensive Energie zu lassen, schlicht fad und öd. Das Dings ist komplett "re-ordinärisiert".
"World of Adventures" im Anschluss ist einem der Gäste gewidmet, der für erstklassige Gitarrensoli steht und einer schwedischen Band namens "The Flower Kings" vorstand. Eben dieser jenige welche sorgt im folgenden "Assassing" für ein fabelhaftes Gitarrensolo, das ich beinahe nicht gehört hätte, weil allein der Name Marillion schon, von denen der Track stammt, alle meine Fußnägel hochrollen lässt. Die Schmonzettendudler sind mein musikalisches Feindbild im Prog, da ist nichts gut. Außer Roine Stolts Gitarrensolo (das ich wohl nie wieder hören werde).
Der schöne kleine Ausflug zu den italienischen Arti & Mestieri ist, mit Verlaub, süß und niedlich, angenehm und schick. Lücht äm Hörizönt.
ELPs "Jerusalem" - ja, zwei Minuten Orgeldröhnen von Sir Hubert Parry, OK. Pink Floyds "Dogs" ist ebenfalls OK, aber entkräftet, Roine gitarrensoliert perfetto, der Rest ist Kuschelreigen. "The Promise" als letzter Song des CD-Hauptmaterials vor den Bonussen ist folkig, lyrisch, skandinavisch, schöngeistig und angenehm.
Angenehm? Ja! Weil von Kimmo Pörsti und kein nachgespielter Rockklassiker, mit dessen Adaption keine Sympathien nie nicht überhaupt schon irgend zu gewinnen sind. Eine Virginia Splendore spielt ihren Chapman Stick allerliebst - alle sind gut bei der Sache, aber sie geht ganz in ihrem Spiel auf. Eindrücklich.
Der Bonusreigen wird durch ein komisches "Zap" um 10 Sekunden und starkstromdröhnenden Rasierapparatrasieren abgetrennt, die vier zwischen knapp 3 und knapp 5 Minuten langen Stücke sind Bonus.
"Costa & Mariotti" hat was drauf, "Contrarian" rollt ganz nett, der Rest ist Schweigen.
Alle Beteiligten haben viel anspruchsvolle Arbeit getan, diese Platte so gelingen zulassen, wie sie letztlich geraten ist. Bitte, schreibt eigene Songs. Und lasst die Klassiker Klassiker sein.
Dowidenia.

musearecords.com
VM



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