The Neal Morse Band "The Grand Experiment" (Radiant Records 2015)


Neal Morse ist für mich ein Pionier und DER Fackelträger des spirituellen Progressive Rock. Ja, so etwas gibt es tatsächlich. Zwar ist unter den ach so aufgeklärten, aber (aus Desinteresse, Egozentrismus oder gar Angst?) unpolitischen Proggies der Atheismus und der Agnostizismus weit verbreitet, aber es gibt auch Deisten und Theisten in diesem Genre. Es ist meines Erachtens höchste Zeit, sich mit spirituellen Inhalten jeglicher Couleur - für den Kontext des Christentums die Bibel, aber auch die Apokryphen und die Gnosis (Schriften von Nag-Hammadi etc.) - intensiv (und ergebnisoffen) auseinanderzusetzen und Zeugnis abzulegen für die Ansichten, die man im Zuge dessen gewonnen hat, wie dies Mr. Morse seit vielen Jahren tut und dafür Hohn und Spott unter den Anhängern des überkommenen materialistischen Weltbildes erntet; die Jünger von Richard Dawkins und Co. werden früher oder später bemerken (müssen), dass eine Verkettung von Zufällen nicht besonders tragfähig ist und (sie) allzu leicht (in den Abgrund der Unverbindlichkeit) reißt. Eine erweiterte bzw. holistische Sichtweise fördert mehrere zukunftsweisende Direktiven zutage: 1.) WIR SIND GÖTTER, wie dies z.B. Jesus in Bezug auf den Psalm 82 ausdrückte und wir sollten uns dessen in vollem Umfang wieder bewusst werden, 2.) DER GEIST STEHT ÜBER DER MATERIE, 3.) ENERGIE FOLGT DER AUFMERKSAMKEIT und 4.) ALLES IST MITEINANDER VERBUNDEN; jegliche Trennung ist also pure Illusion!!! Im weiten Feld der Spiritualität gibt es allerdings einige Begriffe, die keinesfalls synonym gebraucht werden sollten; es sind dies Glaube, Religion und Institution (im Christentum die Kirchen). Es gilt als unverrückbare Tatsache, dass ein Mensch ohne einen Glauben, wie immer dieser auch beschaffen sein mag, nicht existenzfähig ist. Müßig ist es, über das richtige Gottesbild zu streiten (Kann ein alle(s) liebender Gott wollen, dass man seinetwegen streitet oder sich gar mit Waffengewalt bekriegt???), wenngleich der allmächtige GOTT mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kein alter Mann mit weißem Bart ist; er besitzt als reines Bewusstsein keinerlei konkrete Gestalt. Treten Götter in einer bestimmten Gestalt auf, kann man sicher sein, dass es sich nicht um unverfälschte Göttlichkeit, sondern um Trickster aller Art handelt. (Im Tao Te King wird dies mit folgenden Worten ausgedrückt: Das Tao, dem man folgen kann, ist nicht das ewige Tao. Der Name, den man nennen kann, ist nicht der ewige Name. Das Namenlose ist der Ursprung von Himmel und Erde, während das Benennen der Ursprung aller Dinge ist. Also siehst du, immer wunschlos, das Mysterium; immer wünschend, siehst du das Manifestierte. Das beides ist das selbe - wenn sie auftauchen, werden sie unterschiedlich genannt. Diese Gleichheit ist das Mysterium, Mysterium in Mysterium, die Tür zu allen Wundern.) Noch eindeutiger ist die Sachlage, wenn ein Gott zu Gewalt auffordert (Stimmen im Kopf etc. - der Psychologe Dr. Nev Jones von der US-amerikanischen Stanford University erklärte in diesem Zusammenhang in Bezugnahme auf die Ergebnisse einer Studie: "Diese Stimmen sind nicht immer nur einfach als aufdringliche und ungewollte Gedanken zu interpretieren, sondern - ähnlich wie wirkliche Stimmen auch - als eigenständige 'Wesenheiten" mit eigenen Persönlichkeiten und Inhalten zu verstehen. Unsere Ergebnisse legen also nahe, dass wir uns sehr viel sorgfältiger mit diesen Phänomenen beschäftigen müssen, um zwischen imaginierten und wirklichen Wahrnehmungen unterscheiden zu können."); dabei handelt es sich allenfalls um einen deus inversus, einen diabolus, der Wahrheit und Lüge vermischt und auf diese Weise Zwietracht sät, indem er die Dinge in ihr Gegenteil verkehrt, das Bewusstsein der Menschen verschleiert und die Welt förmlich auf den Kopf stellt. Sokrates drückt dies ohne Verwendung des Gottesbegriffes folgendermaßen aus: "Niemand tut sich oder anderen bewusst etwas Böses. Alles, was er tut, tut er aus dem Maß seiner Unbewusstheit heraus." Steht die Welt auf dem Kopf - Kali Yuga mag für diesen Zustand als Sinnbild dienen - sollten wir sie gemeinsam wieder auf die Füße zu stellen versuchen. Die Menschheit befindet sich gegenwärtig inmitten eines Grand Experiments; um dessen gewahr zu werden, bedarf es nicht einmal eines gerüttelten Maßes an Spiritualität bzw. eines besonderen Gespürs, sondern lediglich eines wachen bzw. erwachten Geistes und der Fähigkeit, mit den Augen des Herzens zu sehen. Der Apfel vom Baum der Erkenntnis wird dem darunter befindlichen Schläfer allzu leicht vom Kopf geschossen und erweist sich dabei als regelrechte Granate, die wie ein Boom-erang zurückkommt. Auch wenn dies von Materialisten vehement geleugnet wird, sind die Energien des Lichts in einem immer massiver werdenden Widerstreit mit den Energien der Dunkelheit; die beste Masche der letzteren ist es - mittels Stimmen in den Köpfen "aufgeklärter" Wissenschaftler (bzw. wissenschaftsgläubiger Forscher)? - zu lancieren, dass sie gar nicht real existieren. Es gibt demzufolge nur das, was man mit den Sinnen, die sehr leicht manipulierbar sind, wahrnehmen oder mit Messgeräten "objektiv" (vgl. den Beobachter-Effekt beispielsweise beim Doppelspaltexperiment) überprüfen kann, was im Umkehrschluss bedeutet, dass alles Gute bzw. Schlechte aus dem Menschen kommt. Aber wer oder was hat es in uns Menschen hinein getan, woher kommen die Gedanken? Sind wir unsere Gedanken? (Wenn Descartes im Brustton der Überzeugung behauptet "ego cogito, ergo sum", sind dann Meditierende, die sich in einem Zustand der "Gedankenlosigkeit" befinden, nicht existent?) Dies wird durch das Faktum widerlegt, dass wir unsere Gedanken beobachten können. Unser viel gerühmter Verstand hat also gar nichts verstanden, ja er steht sich während eines solchen Erkenntnisprozesses sogar selbst im Weg, indem er nicht einmal versteht, dass er nichts verstanden hat. Lassen wir in dieser speziellen Zeit gerade im Bereich der Kopf-Musik die Herzqualitäten wieder Einzug halten in unser Leben - öffnen wir unsere Herzen für die Energien des Lichts. (Sollten sich die dunklen Energien am Ende als Katalysator für die Bewusstseinsentwicklung der Menschheit erweisen? C.G Jung drückt dies so aus: "Aus dem Bösen ist mir viel Gutes erwachsen. Das Stillehalten, Nichtverdrängen, Aufmerksamsein und, Hand in Hand damit gehend, das Annehmen der Wirklichkeit - der Dinge, wie sie sind, und nicht wie ich sie wollte - hat mir seltsame Erkenntnisse, aber auch seltsame Kräfte gebracht, wie ich es mir früher nicht hätte vorstellen können. Was für ein Tor ich doch war! Wie habe ich alles nach meinem Kopf zwingen wollen!") Ich wünsche mir innerhalb des Musikgeschäfts mehr Menschen wie Neal Morse, die den Mut haben, zu ihrer spirituellen Überzeugung zu stehen, gerade dann, wenn dies keinerlei ersichtliche Vorteile mit sich bringt. Neal Morse (Keyboards, Gitarre und Gesang) scharte für die Aufnahmen neben seinen alten Kumpels Mike Portnoy (Schlagzeug und Gesang) und Randy George (Bass, Bass Pedals und Bodhran) die beiden jungen Recken Eric Gillette (Gitarre und Gesang) und Bill Hubauer (Keyboards, Klarinette und Gesang) um sich. Die Musik auf diesem Album erweist sich denn auch als eine Bank, die von einigen meines Erachtens legitimen Selbst-Zitaten bis hin zu Versatzstücken aus Klassik (Streicher-Arrangements etc.), Funk und Jazz (Saxophon-Einsatz usw.) sowie Gospel und Soul (Gesang) reicht. Es lassen außerdem die Beatles, Queen, die Flower Kings, Spock's Beard, Genesis, ELP, Jethro Tull, Kansas, U2 und manch andere Granden des (Prog) Rocks grüßen; sogar die Hard Rock-Kante wird gelegentlich aufgefahren, schließlich werden die Zeiten härter. So direkt auf die Zwölf traf Neal bislang noch mit keinem seiner Solo-(Band)-Alben. Besonders erwähnenswert ist neben den äußerst gehaltvollen Texten der grandiose Satzgesang, der teilweise sogar Gentle Giant-Dimensionen erreicht, was überhaupt nicht verwundert, ist Neal Morse doch in der Tat selbst ein Gentle Giant.

nealmorse.com
Frank Bender




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