Theater of the Absurd "The Myth of Sisyphus" (graviton music services 2013)

Progressive Rock ist Durcheinandermusik. (Für alle, die es noch nicht wussten.) Wo jede Menge zuviel auf einmal passiert. Die können alle wie verrückt an ihren Instrumenten rumarbeiten und machen gebrochenen Donnerrhythmus. Die einen können nicht schnell genug am Ziel sein, so schnell rocken die durch das Instrumentalgewitter, die anderen gehen es langsam an und schweben durch entspannte Songs, wo dann keiner aus dem Zimmer rennt. Es ist immer Jazz drin, aber das ist nicht immer zu hören. Andere ballern mit Metal rum, der Krach macht Laune.
Break.
Theater of the Absurd haben keinen Jazz drin, aber sie arbeiten viel mit gebrochenem Donnerrhythmus, der radikal technische Taktarten ins Geschehen wirft, die ordentlich ins Blut schießen und nicht nur 5-jährigen Mädchen (mit Gewöhnungseffekt) Spaß machen. Statt Jazz experimentiert das Duo-Quartett mit klassischem Damengesang, der gut zum Growling passt. Überwiegend wird in ‚normaler' Stimmlage melodisch gesungen, so dass geplagte Growl-Opfer nicht zu sehr leiden müssen.
Theater of the Absurd sind Mike Neumeister (g, b) und Patrick Curley (dr, extreme voc), die als weitere Musiker Chandler Mogel (voc) und Tor Morten Kjosnes (acc-p, keys) geladen haben. Vermutlich wird noch überlegt, die beiden weiteren in die Band zu mogeln, auf das Foto durften sie schon einmal mit rauf. Zudem sind als Gäste Kjersti Kveli (voc) und Christopher Curley (b, mel) dabei, so ein Mellotron hat ja auch nicht ein Jeder.
Um es kurz zu machen: 8 Songs sind auf "The Myth of Sisyphus", darunter ein 14-minütiger Doppeltrack und ein anderthalb minütiges Instrumental. Das ganze Geschehen ist sehr kurzweilig, die Songs haben enorm Drive, sind angenehm komplex, vor allem im Mordsrhythmus, was drei Pluspunkte (Bienchen) erhält, weil: SO gut!
Ab und an schwebt die Band durch entspannte Songschnipsel, hält das aber nicht lange durch und begibt sich erneut ins Schwergewichtfach. Der klassische Damengesang ist nur in einem Track dabei, der sich daraus ergebende Effekt hat einen Gothic-Touch, der instrumental allerdings komplett Prog ist: technischer Prog Metal auf hohem Niveau.
So wie alle Songs. Wenn es auch mal orientalische Einflüsse sind, die kurzzeitig vorüberziehen, ist das Hauptaugenmerk doch auf brachiale Technikgewitter gesetzt, in denen die erlesen technische und außerordentlich positiv auffallende Schlagzeugarbeit besten Eindruck macht.
Aber nicht nur diese. Gesang/Stimme/Gesangslinien sind gut gebastelt, geschmiert und entfacht, ebenso die (netten) Growls, nicht zu viel, weniger noch ganz böse, eher lustiges Nebenbeizeugs für die schickste Song-Atmosphäre.
Wie üblich bei jungen Progmetal-Bands geht es nicht besonders irre ins Instrumentale. Dramatische Soli gibt es auch kaum. Das Bandinterplay geht vor. Manche typische Metalschiene wird in die Songs eingebaut, dass ich fast glaube, die haben den Schalk im Nacken und spielen ein wenig mit Verarsche (mit Verlaub) und lustig schick harter Reminiszenz an längst vergangene Krachtaten.
So cool die Jungs im Booklet aussehen, so cool ist die ganze Spaßmachplatte und Story, richtig, die gibt's auch. Es geht um Sisyphus: steht alles im Booklet.
Fazit: "The Myth of Sisyphus" ist Gute-Laune-Prog mit viel PS und Testosteron. Da können so ein paar Allerweltsmacken hier und da gern mitgenommen sein, die fallen gar nicht auf. Hauptsache, die Jungs sind nicht zu erfolgreich. Dann macht Album Nr. 2 wohl eher weniger Spaß mehr.

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VM




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