Technik



Tesla Classic

Weh mir, oh weh! In meinem Herzen schlagen ach zwei Brüste! Ne, Stopp, falsch! In meiner Brust schlagen zwei Herzen! So, gezz is richtich!
Also, ein Herz schlägt für traditionelle Gitarren, wie Les Paul, PRS Santana III und Gibson L5, das andere für futuristische Meisterwerke wie Ibanez Jem, Steinberger GT (Paddel) und die Urmutter Fender Stratocuster, die heute noch so bahnbrechend ist wie 1954!

Auf die letztgenannte beruft sich Ulrich Teuffel mit seinen Kreationen.
Zum Test liegt mir hier die Tesla vor, die in Sachen Anmut und Eleganz ihresgleichen sucht. Der Body lässt eher auf dezent versteckte Anleihen bei Vox (Tropfengitarre) oder die Danelectro Sitar schließen.
Aber Herr Teuffel beruft sich nicht nur in Statements, sondern auch in markanten Konstruktionsdetails auf Leo Fenders Meisterwork.
So weisen schon der Vogelaugenahornhals und der Erlebody in Fenderrichtung.
Der Hals ist durchgehend und die Korpusflügel am selbigen angeleimt. Dieses ist nicht neu, denn auch die Gibson Firebird wird so gebaut!
Sensationell ist aber der Korpus-Halsübergang!
Jener fängt nämlich am 8ten Bund an und wer jetzt meint, dass aufgrund des fehlenden Cutaway die hohen Lagen nicht bespielbar sind, sieht sich angenehm getäuscht. Bis zum 19ten Bund lässt sich problemlos spielen.
Wegen dieser beachtlichen Korpus-Halsmasse drückt die Gitarre auch ganz ordentlich, so dass sich sustainreiche, lange Töne sehr fein entfalten können.
Die fehlende Kopfplatte stört nicht wirklich. Im Gegenteil, erst dadurch verstärken sich die Obertöne, auf die wir Gitarristen so erpicht sind!
Durch die perfekte Lackierung sind die Leimnähte übrigens weder fühl- noch sichtbar.
Der aus Metall gefertigte untere Bügel sorgt dafür, dass die Tesla auch im Sitzen voll bespielbar ist und wirkt nebenbei gesagt auch viel ästhetischer und komfortabler als der Klappmechanismus bei der Steinberger GT.
Aufgrund des außergewöhnlichen Designs sieht die Tesla in jeder Spielposition gut aus.
Auch, wie bei John Petrucci, kurz unterm Kinn, erfüllt mich das bisher Beschriebene mit purem Entzücken.
So geht das Hardwaremäßig nun vollends in die Vollen.
Alle Schrauben aus Edelstahl!
Die Potis, endlich mal eine sinnvolle stilistische Neuerung, die sich nahtlos ins Bodydesign einfügen. Sechs sind`s an der Zahl! Wie, sechs? Was geht denn hier ab?
Also, die Pickupanwahl läuft über einen Push- Pull- Schalter oberhalb eines Hals Pus.
Volume und Tone sind auf der Höhe der Bridge angesiedelt, bleiben noch drei übrig. Und die, werte Freunde des Außergewöhnlichen, sind das eigentliche Novum der Tesla.
Positioniert sind sie zwischen Steg- und Halspickup und regeln die an und für sich Unerfreulichkeiten in unserer Branche.
Der untere Button erzeugt ein 50 Hz brummen, der mittlere unterbricht das Signal und der letzte Button steuert ein im Hals platziertes Mikro, welches wiederum ein Feedbacksignal von sich gibt.
Also, alles Sachen, die uns in den Anfangstagen genervt haben!
Hier ist das ab er durchaus erwünscht!
Na, da werden doch Erinnerungen an Billiggitarren, alte Verstärker und feuchte Proberäume wach! Aber in Zeiten von Perfektion und kalter Sachlichkeit besitzen diese "Urgeräusche" durchaus ihren Charme. Was früher nervenzerfetzend war kann hier für Klangmalereien oder Kakophonien a la Fantomâs sorgen.
Kein Wunder also, dass sich Henry Kaiser, David Torn und Texasbluesurgestein Billy Gibbons für Gitarren des Herrn Teuffel entschieden haben.
Wie aber klingt die Tesla im normalen Betrieb, werden sie sich fragen?
Nun, wie eine Gitarre eben und doch ganz anders.
Hals- Singlecoil und Bridgehumbucker sind rein äußerlich nicht als solche zu erkennen. Harmonisch fügen sie sich designertechnisch in das futuristisch, warme Ambiente.
Hier wird nicht auf gängige Pu Typen gebaut, sondern hauseigene Kreationen verleihen dem Ton Gehör. Der Hals Pu kommt glockenklar und stratig daher.
Der Bridge Pu drückt gnadenlos die Mitten nach vorne. Beide überzeugen sowohl im Clean- als auch im Solozerrmodus. Es verwundert mich doch sehr, dass die Gitarristenwelt diese himmlischen Klangkörper noch nicht für sich entdeckt hat!
Ob böser Nu Metal oder perliger Jazz, für alles, so scheint´s, hat die Tesla den richtigen Ton. Auch als 7 Saiten ist sie schlicht eine Offenbarung! Derart perfekt hat sich noch keine tiefe H-Saite in das Klanggefüge einer Gitarre integriert. Da kann auch die Ibanez Universe nicht mithalten!
Die Tesla wird ihrem geschmackvollem Äußeren durchaus gerecht! Trotz normaler Holzsorten klingt sie angenehm eigenständig.
Wer also zwischen 3000 und 4000 Euro übrig hat und nicht die Xte Edelversion einer Strat oder Les Paul kaufen will, kann hier bedenkenlos zuschlagen.
Das die Tesla polarisiert, ist von Ulrich Teuffel durchaus gewollt. Leider ist sie im normalen Handel nicht zu erwerben, so dass man schon nach Neu- Ulm fahren muss, um Besitzer eines solchen Meisterwerkes zu werden!

Deshalb hier die Adresse:
Ulrich Teuffel
Weißenhornerstr. 13
89233 Neu- Ulm
Tel. 0497307/ 961716

Preismäßig ist die Tesla durchaus ihr Geld werd, obwohl ich bereit wäre, mit meiner unsterblichen Seele zu bezahlen.
Nur so, als Anspielung auf Herrn Ulrichs Nachnamen!



Michael KrAMPe

Lutz Lektor




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