Tenhi "Saivo" (Prophecy Productions 02.12.2011)

"Saivo" ist in der Mythologie der Samen ein Ort der Toten. Tenhi helfen den Verblichenen nicht über den Styx/Jordan, und jede Art von Humor ist ihrer Musik fremd, Tenhi übersetzen die Dunkelheit des Ortes in eindrucksvolle Musik für die Lebenden. Als Aussicht, nach dem Leben auf dem irdischen Planeten in eine Dimension zu kommen, die dem diesseitigen Verständnis nach düster und unfreundlich ist, kann die Musik indes kaum verstanden sein wollen. Denn die sanftmütige Harmonieseligkeit Tenhis ist von großer Breitwandromantik, kaum weniger schön als die schlichte Eleganz eines jugendlichen Körpers.
Ilmari Issakainen (p, perc, b, g, voc), Ilkka Salminen (g, voc) und Tyko Saarikko (synth, voc, g, jewsharp, perc) präsentieren den Tod als hinreißenden Ort in einem Mix aus dem, woraus finnische Folklore gemacht ist, der dunklen Kammerseite des introvertiertesten Progressive Rock und einer Ahnung von Gothic. Verführerisch ist das neunte Album der Finnen, schöngeistig, erotisch geradezu, und von einer romantisch gefärbten Ästhetik, die den Sinnen sagt, sich diesem Leckerbissen besonderer Liedkunst nicht verschließen zu können.
Und gewiss ist der Reigen in seiner sanftmütigen Streicheleinheit und modernen Silenceness von großem Eindruck - und nur größerem Kalkül. Wer darüber kritisch nicht denken mag, soll es lassen und sich der ganz diesseitigen Symphonie eingekuschelt widmen. Zuletzt wird zuhöchst der Gedanke bleiben, dass über den romantisch melancholischen Eindruck etwas Luft und wenig Komposition bleibt.
Wer indes gern über seine Musik denkt und sich über die Vielfalt überraschender Einfälle freut, wird - nach ein paar berauschenden Songs - die stets gleiche Energie und Stimmung der Songs kaum bis zuletzt für aufregend befinden.
Dafür können nur unbedingt die ersten beiden Alben der Isländer Þursaflokkurinn empfohlen sein: "Hinn íslenzki Þursaflokkur" (1978) und "Þursabit" (1979.
Und doch, Tenhis "Saivo" ist mehr als bloße Ohrenwischerei, ein wohl durchdachtes beeindruckendes Werk. Dessen Fehler nur ist, über 12 Songs und 70 Minuten trotz einiger leicht angedachter Aufschwünge nicht einen energischen Ausbruch zu wagen.

tenhi.com
prophecy.cd
VM



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