Taylor's Universe "Certain Undiscoveries" (Mals Ltd. 2006)

Robin Taylor ist bekannt für seine stilistische Vielseitigkeit. Der Multiinstrumentalist, der auf seinem neuesten Werk "Certain Undiscoveries" fast alle Instrumente allein spielt und nur von Rasmus Grosell (dr) und Karsten Vogel (saxes, cl) begleitet wird, hat Jazz, Jazzrock, Rock, Ambient, Electronic und Avantgarde gemacht. Immer zwischen den Stilen aktiv, zeigt sich in den diversen Produktionen, die in den letzten Jahren auf verschiedenen Labels veröffentlicht wurden, eine begnadete Inspiration, Töne, Klänge und Harmonien auf ganz eigene, bemerkenswerte Weise zu erspüren und einzuspielen.
"Certain Undiscoveries" tendiert stark zur Rockmusik der 1970er Jahre, mit einem Hang zum Jazz und zu esoterisch-sphärischen Sounds. Darunter sind knackige Rocker, wie der Opener "Mandrake" oder das grandiose "Kelds Far", das klingt, als hätten die Norweger Ruphus Mitte der Siebziger vergessen, es auf eine ihrer Platten zu packen. Das Gros der Stücke jedoch sind nachdenkliche Motive, esoterisch und melancholisch, zart und versponnen, träumerisch und lyrisch, die wie tiefsinnige Soundperlen aus den Boxen schweben. Darunter sind "Little Vic", "Remember The Bill", "Ministry Of Light", "Variation on a Theme by D.S." und das lange "A Beautiful Garden with a Lot of Depressed Animals including Noise Sculpture", allesamt ungemein angenehm, eine Ayurveda-Behandlung für alle Sinne.
Die beiden kurzen Schnipsel "Majesty 7" und "Coming Soon" sind nur Splitter, die aus schrägem Jazz und knackigem Rock erfrischende Kontrapunkte setzen. Die restlichen Songs sind symphonischer Progressive Rock wie "aus der guten alten Zeit". Erstaunlich gut und bekannt die Sounds der Keyboards (in allen Stücken), der harte Klang der Gitarre, die Komplexität der Rhythmen, die Ausgefallenheit der Saxophonsoli und das harmonische Flair, das besonders in "Kelds Far" den vollkommenen frühen Siebziger Rocksound illuminiert. Insgesamt überwiegt nachdenkliche Atmosphäre, kompakt in harmonisch aufwändige Songs gepackt, die zwischen 3 und 9 Minuten ausführlich Zeit haben, ihr Motiv auszutoben.
Robin Taylor wird, das vermittelt "Certain Undiscoveries" ganz unmittelbar, immer besser - und war stets schon gut. Wie nur, frage ich mich, ist die Zusammenarbeit mit dem russischen Label Mals Ltd. zustande gekommen?

progressor.net/robin-taylor
VM



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