Robin Taylor "Cloze test terror" (Kling Klang Records 1992)
Taylor's Universe "Taylor's Universe" (Right Tone 1994)
Robin Taylor "Edge Of Darkness" (Marvel Of Beauty 2000)
Taylor's Free Universe "On-Plugged in Elsinore" (Marvel Of Beauty 2003)
Robin Taylor "November" (Marvel Of Beauty 2003)
Taylor's Universe with Karsten Vogel "Once again" (Marvel Of Beauty 2004)
Robin Taylor "X Position Vol. 1" (Marvel Of Beauty 2004)

Die Diskographie des dänischen Multiinstrumentalisten und Komponisten Robin Taylor lässt sich nicht ganz leicht nachvollziehen. Es sei denn, man ist im Besitz der 2004er Scheibe "X Position Vol. 1", in deren schmalem Booklet rechts unten die umfängliche Diskographie aufgelistet ist. Nachdem Robin Taylor mir kürzlich bereits (5 Scheiben) zusandte, legte er noch einmal 7 CDs nach, die nun berücksichtigt sein sollen.
Das Gros Taylors Musik tendiert in aller radikalen Harmoniesprache zur Stille. Obwohl etliche seiner instrumentalen "Songs" schwer disharmonisch sind, flippen die Tracks nicht aus, sondern behalten diese gewisse Leichtigkeit. In aller avantgardistischen Eigenart finden sich oft ambiente Strukturen, gar esoterische Luftigkeit und ein Hang zu New Age und sprödem Pop. Nicht eines der vielen Alben Taylors ist strukturell geschlossen, sondern baut auf äußerst verschiedene stilistische Möglichkeiten. So finden Progressive Rock, Ambient, Electronic, Avantgarde und Jazz eine ungewöhnliche Kombination, die in den meisten Fällen sehr ansprechend ist.
1992 veröffentlichte Robin Taylor "Cloze test terror". Taylor selbst hat die Songs nicht nur komponiert, arrangiert und produziert, er spielte auch das Gros der Instrumente selbst. Jan Marsfeldt, langjähriger Mitarbeiter, ist dabei, sowie einige Gäste.
Opener "My fake persian carpet" zeichnet eine disharmonisch feine Linie. Das beginnt sehr gut. Robin Taylor hat ein Faible für diese Art etwas beißender Melodien, die er mit weichen Arrangements hörfreundlich verpackt. Eine weitere Vorliebe Taylors ist die Benutzung des Saxophons, das er selbst nicht spielt. Der Klang des Instrumentes klingt oftmals verhallt, was leider den poppigen Klang der 80er heraufbeschwört. Nach dem 3. Poptrack gibt es einen fast unidentifizierbaren Electro-Avant-Track, dessen kühle Note lautmalerisch klingt und wie Wellen ans Ufer in rhythmischen Tropfen angeschwemmt wird. "A day in some kind of life" in 5 Parts und über 20 Minuten lang beendet die CD. Die Lässigkeit der Komposition mit diesen irrwitzig schrägen Gitarreneskapaden kommt sehr gut. In den einzelnen Parts wallen improvisative Themen auf. Ein melancholisches Basssolo trampelt auf elektronischem Vogelgezwitscher herum, orchestrale und orientalische Notizen fließen aus tiefer Stille - und immer wieder entwirft Taylor amelodische und disharmonische Themen, was die Musik besonders und eigen macht.
Zwei Jahre später war diese Melodiesprache auf "Taylor's Universe" leider wenig zu hören. Das Album ist in aller Lyrik und Stille eher konventionell und poppig, die Kompositionen wenig abstrakt. Insgesamt ist das Gros der Songs zu nett und hübsch. Das verhallte Saxophon steckt wieder im schlimmsten Jahrzehnt der Rockmusik, den 80ern. Fast nichts Extravagantes passiert, die Songs sind nicht ausgeflippt oder eigenartig. Allein der Klang des Albums bereits ist poppig, die komplette Produktion könnte als hübsche Filmmusik durchgehen. Das hatte sich jedoch auf dem zwei Jahre später erschienenen "Pork" bereits wieder gegeben.
"Edge Of Darkness" (2000) ist eines der besonders ambitionierten und feinen Alben Taylors.
Aufgenommen bereits 1983, wurden die Tracks im Sommer 2000 überarbeitet. No Synthesizers steht auf dem Backcover, was nicht bedeutet, dass keine Electronics, Tapes und Treatments verwendet wurden. Von Pop keine Spur, das komplette Album ist eine Tour De Force avantgardistischer Musik, stilistisch zwischen Avant Rock, Free Jazz und Electronic festzumachen.
Hier sind erheblich viele schräge Disharmonien zu erfahren, dazu wuchtig-komplexes Drumming und allerlei laute verfremdete Sounds. Das tonale Bersten der Songs scheint vorprogrammiert. Aber weit gefehlt, die Stücke funktionieren, als hätte Taylor sich King Crimson als Vorbild genommen und seine Ideen auf 500% geputscht. Alle Achtung, diese meisterhafte CD ist grandios und unbedingt zu empfehlen!
2003 veröffentlichte Robin Taylor unter dem Bandnamen Taylor's Free Universe das Album "On-Plugged in Elsinore". Einige seiner steten Mitarbeiter waren beteiligt: Saxophonist Karsten Vogel, Schlagzeuger Kalle Mathiesen sowie Pierre Tassone (vi) und Peter Friis Nielsen (b).
"On-Plugged in Elsinore" ist ein improvisatives Werk, dessen 6 Tracks jeweils sehr lang sind. Avant Jazz und Free Rock finden erneut eine grandiose, von Dissonanzen durchzogene Verbindung. Das instrumentale Geschehen ist virtuos und von melodischer Reichhaltigkeit. Die improvisativen und thematisch nett ausgeflippten Motive gehen heftig ab. Elektrische Violine, Saxophon, atmosphärische Gitarre und Electronics nehmen den melodischen Raum in Anspruch, während der Bass melodisch-rhythmisch faszinierend, unentwegt und eigenbrötlerisch aktiv ist und sich erheblich bemüht, den fast vollständigen Totalausfall des Schlagzeuges zu ersetzen. Das gelingt ganz gut. Jedoch, das inaktive Schlagzeug, das sich auf kurze, kleine Auftritte beschränkt, fehlt den wilden bis melancholischen, teilweise esoterisch ambienten Songs dennoch und zwar deutlich. Das vor allem ist das Manko der ansonsten sehr interessanten und extravagant gespielten CD.
Im gleichen Jahr kam auch der Solostreich "November" heraus, den Taylor komplett im Alleingang bestritt. Die Songs sind einmal mehr esoterisch, gehen in ihrer melancholisch-lyrischen und elektronischen Ausstrahlung Richtung New Age. Dafür jedoch sind die Kompositionen wieder zu widerborstig und disharmonisch. In den ersten Songs, die sehr verspielt sind und allerlei tonale Dinge geschehen lassen, kommt die fabelhaft abstrakte Melodiesprache noch nicht sehr zum Tragen, aber die dunklen, leisen und teilweise fast neoklassischen Ideen werden im Verlauf des Albums immer eigenwilliger, verschrobener und schräger. Das Album funktioniert gut als Beruhigungspunkt für Fans nicht leicht eingängiger harmonischer Strukturen.
Ganz nach Betrachtung beginnt "Once again" von 2004 weltmusikalisch oder psychedelisch. Robin Taylor arbeitet wieder mit diversen Musikern zusammen, die auf einigen seiner vielen CDs bereits zu hören sind: Karsten Vogel (ehedem Secret Oyster?), Kalle Mathiesen, Louise Nipper, Mads Hansen, Pierre Tassone und Kim Menzer. Letzterer eröffnet mit dem australischen Didjeeridoo die CD und untermalt damit den ersten Track. Danach jedoch wenden die Musiker sich harmonischen und flotten Rockstrukturen zu. Nichts ist zu spüren von den ausgefallenen Kompositionen anderer Taylor Alben. Zwar sind die Songs auch nicht der Kern aller konventionellen Ideen, aber um wie viel weniger avantgardistisch! Die Tracks könnten als Filmmusik funktionieren. Ohne belanglos zu sein, fließen die Songs bedächtig und entspannt dahin. Einige Soli erinnern mit ihrer disharmonischen Linie an die schrägen Werke des Dänen, doch zumeist bleibt alles im lockeren und soften Jazzpoprockbereich. Das ist keineswegs schlecht und unterhält ganz angenehm. Doch im Vergleich zu anderen Taylor Alben gibt es hier eindeutig zu wenig Verrücktes und Witziges zu entdecken.
Die jüngste vorliegende CD ist eine Compilation bisher unveröffentlichter Tracks aus verschiedenen Phasen des Musikers Taylor. Die Aufnahmedaten der Songs reichen von 1991 bis 2004. Entsprechend ist die Taylor'sche Spannbreite der Harmonien. Opener "Black Country Ruffle" geht schräg und ausgefeilt disharmonisch ab, während das folgende "Hi Life" melodisch und entspannter vor sich hin dämmert, mit dunkel spannendem Unterton und liedhafter Note. Nach einem kurzen Sampletrack gibt es mit "Baroque Ideas" einen kuriosen Electronictrack, der 2004 eingespielt, ein altes Thema von Taylor's Universe wieder aufnimmt. Sehr angenehm, dieses scheinbar harmlose und dabei so beißend schräge Teil. Nach einem kurzen Pianotrack spielen Taylor, Tassone (vi) und Hansen (dr) ein grandioses Stück, dessen Violinenspur einmalig ist. Der Basistrack an sich scheint zum größten Teil gesampelt, darauf die Violine und ihr ausgedehnt extravagantes Spiel sind begnadet!
Zwei lange und heftig schräge Songs auf dem Jahr 2004 folgen. Saxophon, Violine und Bass führen das Stück an, von seltsamer Electronic unterschwellig umnebelt und einem wie betrunken agierenden Schlagzeug begleitet. "X Position Vol. 1" gehört zu den beeindruckendsten und freiesten CDs Taylors. Robin Taylor ist nach wie vor als Musiker aktiv. Nicht nur die letzten Alben lassen viel für die Zukunft versprechen. In der Zwischenzeit gibt es unter dem folgenden Link die Möglichkeit, sich intensiver mit Robin Taylors Musik auseinanderzusetzen.

progressor.net/robin-taylor
VM



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