T.A.O. "The Abnormal Observations" (Unicorn Digital 2006)

Die polnische Progressive Rock Szene präsentiert mit T.A.O. einen weiteren Leckerbissen. T.A.O. zeigen sich wenig durch Neoprog beeinflusst, vielmehr an Prog Metal, technisch orientierten Komplexorgien und Jazzrock orientiert. Adam Jurewicz (voc, g), Robert Sztorc (dr, add-perc, vib), Kamil Urbanski (key, p) und Lukas Adamczyk (b) meinen selbst, sich keine stilistischen Scheuklappen angelegt und einen Mix diverser Stile kreiert zu haben, an denen sie Interesse haben und die sie inspirieren.
Die Gründung der Band geht auf einen Oktoberabend zurück, an dem Adam Jurewicz und Robert Sztorc auf die Idee kamen, eine eigene Band zu gründen. Vorher hatten sie nächtelang Planet X, Tower Of Power, Mike Patton und viel weitere Musik gehört. Noch am ersten Abend wurde das erste Riff geboren. Das Equipment der Musiker war schlecht und billig, was Kreativität und technischen Umgang mit den Instrumenten vor Herausforderungen stellte, denen das Quartett meisterhaft begegnete. Keyboarder Kamil Urbanski und Bassist Lukas Adamczyk kamen hinzu und T.A.O. war komplett. Im Februar 2005 gingen T.A.O. ins Studio und im Mai war die CD fertig. Die Band begann, das Album selbstständig zu promoten und an diverse Labels zu senden, das kanadische Label Unicorn Digital griff schließlich zu. Im polnischen Progressive Rock Radioprogramm "Night Of Music Landscapes" wurde das Album gespielt.
"The Abnormal Observations" ist ein eklektisches Album mit etlichen stilistischen Einflüssen. Progressive Rock, Math Rock, Jazzrock, Metal, Punk, Funk, Folk und Pop gehen in einer abenteuerlichen Mischung auf, dass manche Idee der vielseitigen Songs erst beim wiederholten Hören bewusst wird. Erstaunlich zuerst die extrem komplexen Interplays in einigen Songs, das ist technisch von erheblichem Aufwand und auf hohem Niveau. Daneben gibt es Songs wie etwa "Rhythm Of Silence", das balladesk aufgebaut ist, Jazz, Folk und Funk im Blut hat und fast schon zum Schunkeln einlädt. Im Gegensatz dazu ist "Se Ma Nei" von Funk-Metal, im instrumentalen Höhepunkt von Punk und Hardcore inspiriert. "Runaway" steht irgendwo zwischen moderatem Jazzrock und heavy New Wave (der Sound der Gitarre wurde von alten Black Sabbath entlehnt). Gemeinsam hat der Song mit "Shruti" und "Forget It" diese verrückten und wilden Frickelparts, die ordentlich Spaß machen und versiert gespielt worden sind. Der hohe Energiepegel findet sich stets in instrumentalen Parts wieder, wenn die vokalen Passagen auch eingängiger und liedhafter klingen. Spannend und intensiv ist das epische Motiv von "I Fot" mit schneidenen Gitarrenwänden und tollem Rhythmus. Ganz persönlich für mich ist der letzte Track "Hereabouts" das gelungendste Stück. Vibraphon, akustische Gitarre, Piano und lautmalerische Stimme entwerfen eine dichte, atmosphärisch verflochtene Dynamik, die zu einem komplexen, jazzigen Motiv mutiert, das schließlich leicht und locker wie eine späte Santana-Ballade aufgeht. Schön gebacken! New Artrock Fans können vielleicht von den technischen Komplexitäten überfordert sein, dafür kriegen die Freaks der etwas ausgefalleneren Schule mal wieder was für die Ohren. Reinhören!

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