Witsend "Cosmos And Chaos" (1993)
Syzygy "The Allegory Of Light" (Syzygy Music 2003)

10 Jahre, nachdem Witsend ihr Album "Cosmos And Chaos" veröffentlichten, spielt dasselbe Trio unter neuem Namen ein neues Album ein und bringt ihren Erstling digital remastert wieder unters Volk.
"Cosmos And Chaos" ist damals etwas untergegangen. Im Progressive Rock kam gerade Euphorie auf, weil alte Helden reaktiviert wurden und jede Menge Nachwuchscombos für verdammt gute Alben sorgten. "Cosmos And Chaos" braucht sich nicht zu verstecken. Die gelungenen Songs sind jedoch allesamt kurz ausgefallen, so dass der gemeine Prog-Freak, dem es seit jeher Longtracks angetan haben, der eigenen Ignoranz zum Opfer fiel. Dabei sind bereits hier alle notwendigen Attribute enthalten: tolle Kompositionen, symphonischer Bombast, harter Rock. Die emotionale Palette ist von entspannter Melancholie bis mitreißender Euphorie weit aufgerissen. Zudem lehnten Witsend sich stilistisch nicht besonders an, gewiss eher anspruchsvoller Old School verpflichtet, komplex aufgebaut und zumeist instrumental überzeugte das Trio mit eigenen Ideen. Die remasterte Neuauflage hat nicht nur einen verfeinerten, klareren und druckvolleren Klang, auch ist das Booklet überarbeitet worden. Wer jedoch die alte Auflage sein eigen nennt, braucht sich nicht unbedingt für die remasterte Version zu interessieren: Bonustracks gibt es keine.
Dafür gibt es ein neues, sehr interessantes Album. 10 Jahre hat das Trio sich Zeit für die neue Veröffentlichung gelassen. "The Allegory Of Light" kann sich hören lassen, die Band hat sich gemausert und präsentiert ein Mordsalbum. Nunmehr die Band Syzygy nennend, spielten Carl Baldassarre (g, synth), Sam Giunta (key) und Paul Mihacevich (dr, perc) 8 sehr komplexe, heftige Stücke ein. Zumeist beginnen Syzygy einigermaßen entspannt, gehen ihre Songs von melodischer Seite an und verkomplizieren alles Schritt für Schritt. Nicht nur die 3 Longtracks, auch die kurzen Stücke haben es in sich. Da wird gefrickelt, dass es eine Freude ist! Die zumeist instrumentalen Songs sind geradezu unglaublich, mit einer Unzahl Ideen ausgestattet, die sich in vielschichtigen, überwuchernden Assoziationslabyrinthen eindrucksvoll verschachteln. Das ist in der Form sonst nur in klassischer Musik oder den Klassikern des Progressive Rock zu finden. Die Influences lesen sich entsprechend, das reicht von YES über Gentle Giant, Mahavishnu Orchestra und King Crimson bis Frank Zappa. Zur Entspannung ist mittendrin als 6. Stück die Ballade "Forbidden" geparkt, ein wunderschönes Stück auf Basis der akustischen Gitarre mit ansprechendem Gesang. Danach kommt als Einstimmung in erneut progressive Gefilde der kurze Rocker "Light Speed", der seinem Namen alle Ehre macht und flott und heftig durch die Ohren zieht. Zum Schluss darf sich "The Journey Of Myrrdin" in 17 Minuten austoben.
Stets ist die äußerst perfekte handwerkliche Arbeit des Trios zu bemerken, hier sitzt jedes noch so verflucht komplizierte Break, jede aufwändige harmonische Wendung. Nichts Negatives auszumachen? Nein, eher nicht. "The Allegory Of Light" ist ein außergewöhnlich gut gespieltes Werk, dem es an nichts fehlt. Eine kluge, wohldurchdachte Sache mit viel Herz, Hirn und Bauch. Der Klang ist für die Independent-Produktion sehr gut, die Aufmachung im Booklet und Backcover dürftig, aber ausreichend. "The Allegory Of Light" könnte sich im Schubfach "sehr komplex" zu den Klassikern gesellen, wenn die Prog-Freaks es denn zulassen. Dieses Werk will ich auf keinen Fall missen. Absolute Empfehlung!

syzygymusic.com

VM



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