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Stud "The SWF Session 1972" (Long Hair Music 2009)
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Die Briten Stud waren in Deutschland Anfang der 1970er Jahre bedeutend erfolgreicher als bei sich zu Hause, weshalb ihre beiden Alben nach dem Debüt auch nur in Deutschland aufgelegt wurden und die Band hier tourte, und nicht in der Heimat.
Das Debütalbum liegt bereits digital remastert vor. Long Hair Music legt nun eine rund 37 Minuten lange CD auf, die Aufnahmen enthält, die in der Besetzung Jim Cregan (lead g, acc-g, lead voc), John Weider (g, p, vi, voc), Richard Mc Cracken (b) und John Wilson (dr, perc) an zwei Tagen in April und Mai 1972 in Sessions im SWF Studio eingespielt wurden. 6 Songs sind darauf, die bis auf einen alle bereits in anderen Versionen auf den drei originalen LPs der Band enthalten sind. Opener "Good Things", auch auf "September" der erste Track, ist ein schön schwerer Hardrocker, längst nicht so jazzig wie die Mordstracks auf dem Debütalbum, aber schön differenziert eingetrommelt, mit fettem Bass und feinen Gitarrensoli, der Gesang ist eher dünn.
"Samurai" gibt es gleich zwei Mal, einmal in der Piano-, einmal der Guitar-Version (letztere am Ende der CD), beide Versionen unterscheiden sich nur marginal. Die lyrische Ballade vom Album "September" ist ein kurzes, Melancholie geladenes Vokalstück. Heftig wird es einer knapp 14-minütigen, schön harten Variante des Songs "Horizon" vom Debütalbum. Der Gesang ist wieder etwas dünn, passt aber. Das lange Stück ist stark instrumental geprägt, wechselt Themen und Rhythmus in fabelhaften Arrangements und bietet Raum für lange Soli von Bass, Schlagzeug und Gitarre. Die komplett anders aufgebaute Version vom Debüt ist lyrischer und erheblich intensiver, rockt dafür aber nicht so heftig.
"Make Me High", sechseinhalb Minuten lang, ist auf keinem der drei Stud-Alben zu finden. Die Hardrock-Ballade hat einen Hang ins Amerikanische, ist schön differenziert gespielt und hat große Klasse, die Gitarren können in aller Melancholie hart klingen und der Gesang ist einfach fabelhaft. Das akustische "Ocean Boogie" hat endlich ein Violinensolo, John Weider war bislang völlig unterfordert. Sein Violinensound ist als von Family bekannt gut zu erkennen. Wieder eine Ballade, keine vier Minuten lang, der Song läuft angenehm nebenbei ab. Gut geschrieben, gut gespielt, aber kein Klassiker, kein großer Hit.
Als "Goodbye Live At Comand" 1973 veröffentlicht wurde, war Stud bereits Geschichte. Jim Cregan ging zu Family (woher Weider gekommen war, der wiederum mit Keith West in Moonrider aktiv wurde), Charlie Mc Cracken war bei der Reformierung der Spencer Davis Group dabei. John Wilson versuchte Stud ein letztes Mal aufzubauen, mit Andrew Sneddon (East of Eden), aber das hielt keine 5 Minuten.
Meiner Kenntnis nach sind die beiden letzten Stud-LPs bislang nicht auf CD wieder veröffentlicht worden. Schön, dass es diese Zusammenstellung gibt, die die Band nach ihrer ersten jazzigen Phase im lyrisch geprägten Hardrock zeigt.
longhairmusic.de
VM
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