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Streetmark "Dry" (Sky Records 1979, Sireena Records 2015)


Gar nicht so ‚dated', insgesamt betrachtet, wirkt "Dry", das, ja, dritte Album der Düsseldorfer Band Streetmark. Die 1969 gegründete Combo, jetzt mit Dorothea Raukes (keys, voc), Thomas Schreiber (g, voc) und Bogdan Skowronek (dr, perc) plus Gast Jürgen Pluta (b) besetzt, gibt auf "Dry" liedhaften Symphonik Rock, der im instrumentalen Bereich schwere Orgelattacken fahren kann, schöne Gitarrenarbeit und ausgefeilt epische Kompositionen präsentiert, die unprätentiös und fast naiv klingen, und mit ansprechend deftigem Schlagzeugspiel unterlegt sind.
Der Gesang trägt stets etwas Lagerfeuer und viel Romantik in sich, ist vielleicht der schwächste, aber nicht blöde Anteil der Songs. Lyrisch Sanftes ist zu hören ("Lovers"), Elektronisch Symphonisches ("Intro"), gute, interessante Instrumentalteile in fast allen Songs, die hier an Eloy, dezent an Camel erinnern und nicht zu teutonisch klingen, sich keiner anderen Band anbiedern, sondern ganz gut im eigenen Kosmos aufgehen.
"Disco Dry" ist ein aus heutiger Sicht lustig doofer Zappeltrack, der ganz im Zeitgeist der Disko-Ära ankommt, aber nicht (komplett) der dort üblichen Simplifizierung ausgesetzt wurde, wo nur der gerade Takt und das simpelste Motiv übrig blieben und alles andere bewusst weggeschnippelt wurde, sondern darf symphonische Kitschkeyboardtapete hinter Keyboardbläsern auf die Bühne bringen und sogar ein kleines Schlagzeugsolo präsentieren (das allerdings ebenfalls komplett auf Disko setzt). Damals waren die Prog-Jünger, 1979 schon einiges Arge gewöhnt, sicher über diesen ‚Mist' empört oder einfach enttäuscht, heute bringt der keine vier Minuten lange Track nur ein entspanntes Schmunzeln hervor. Geschichte!
Zuletzt schwebt der romantische Symphonik-Touch über der abschließenden Ballade fast in Schlagergefilde, lustigerweise nicht im Refrain, sondern der Strophe. Soft as soft can. Dennoch: was Keys und Schlagzeug samt Bass darunter legen, hat seine Qualitäten.
"Dry" ist sicherlich kein Meisterwerk aus der allerletzten Sekunde der Endzeit der alten Phase des Symphonik Rock. Seine Berechtigung hat das Album allemal. Für die einen wird es vielleicht eher nostalgischen Wert haben. Doch in Japan lauern die Freaks, diese Perle in die strenge Sammlung stellen zu dürfen. Von der Art gibt es in der alten Welt gewiss auch einige.

sireena.de
VM



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