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STING "Songs from the Labyrinth" (Deutsche Grammophon / Universal) VÖ: 06.10.2006
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Nanu, werden Einige fragend die Stirn runzeln, was macht denn Sting auf einem Musikportal, das sich mit nicht-mainstreamiger, alternativer Musik im weitesten Sinne beschäftigt? Die Begründung liefert (hoffentlich) diese Rezension. Der Sänger der großartigen The Police hat keine neue Popplatte gemacht, sondern sorgt stattdessen für eine Überraschung, ja für einen Paukenschlag. Sting interpretiert 400 Jahre alte Lauten-Lieder eines ganz Großen seiner Zeit, John Dowland!
Wie kommt man als gestandener Populärmusiker auf so eine Idee? Die Antwort lieferte Sting kürzlich im Interview mit dem Nachrichtenmagazin "Stern": Die Musik bewege sich derzeit in einer kreativen Endlosschleife, wir stünden am Ende des Pop, der Rock liege im Sterben. Harter Tobak aus dem Munde eines Mannes, dessen Lebensinhalt bis dato hauptsächlich in Rock- und Popmusik bestand. Aber möglicherweise liegt Sting gar nicht so verkehrt, wenn man genauer hinhört auf das, was populäre Musik aktuell so bietet.
Über Nacht ist die Idee, sich alter Musik zu widmen, aber nicht über Sting gekommen. Bereits 1982, also noch zu The-Police-Zeiten, wurde er von Dowland infiziert - damals kannte er kaum mehr als den Namen. Doch so nach und nach tauchte er ein in die Werke des "vielleicht ersten Popstars", wie Sting meint. Schließlich bekam er eine Laute geschenkt und begegnete einem Star dieses Instruments, Edin Karamazow.
Dowlands Instrument war die Laute, und sie ist es auch auf "Songs from the Labyrinth". Das Album erhält Lieder verschiedenster Stimmungen, wobei insgesamt das Besinnlich-Melancholische überwiegt. Stings unvergleichliche Vocals verleihen den Songs etwas Magisches. Sind die Kompositionen an sich schon großartig (komplex und simpel zugleich) - durch die Stimme Stings werden sie geadelt. Neben den gesungenen Stücken stehen instrumentale Kompositionen sowie kurze, gelesene Passagen - Auszüge aus einem Brief Dowlands, die dem Hörer den Menschen hinter dem Künstler nahe bringen. Zur perfekten Stimme gesellt sich das nicht weniger perfekte Lautenspiel Edin Karamazows, aber auch Sting selbst greift zu dem Instrument.
"Songs from the Labyrinth" ist laut Sting "der Soundtrack zum Leben des Komponisten". Damit untertreibt er stark. "Songs from the Labyrinth" ist eine Zeitreise, ohne dass der Hörer den Bezug zur Gegenwart verliert. "Songs from the Labyrinth" sind Lieder, die berühren. "Songs from the Labyrinth" ist eine ganz besondere Platte. Manchmal kann ein Blick zurück auch ein Blick nach vorn sein.
Stefan
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