Stefano Panunzi "a Rose" (Emerald Recordings, VÖ: 26.02.2010)

Ambiente Musik hat mittlerweile so viele Facetten, erfüllt so viele Kategorien, hat sich in (fast) alle Nester gesetzt, dass auch ehemalige laute Genres wie Jazz oder Metal längst vom esoterisch streichelnden Sound eingefangen und ausgedrückt werden. Stefano Panunzis Album "a Rose" bekommt ein eigenes Label: ‚Adult Symphonic Ambient Rockjazzpop' - und keiner weiß Bescheid.
Die Songs sind anspruchsvoll aufgebaut, haben Rock-typische Elemente, können mit sattem, komplexem Schlagzeugspiel - was heute längst kein Hinderungsgrund für zarte Klänge mehr ist - hier und dort gar gut rocken, haben Jazzsoli drauf (Trompete, Synthesizer, jazzrockdisharmonische Instrumentalstrecken), schweben leicht durch ihren tonalen Raum und sind weich, warm, licht, schöngeistig, erhaben, einladend, ohne die Elemente, die in der Electronic oder in der Ambient Music reichlich schon für Kitsch und Quatsch gesorgt haben. Es gibt symphonische Strukturen, die Progressive Rock nah all das in sich aufgehen lassen, was der süchtige Fan der dezenten Prog-Klänge liebt, aber auch und wenn es rockt - alles an diesem Album ist zarter Pop, geschmolzen in Songgefäße für erwachsene Feierabendmenschen in eingerichteten Wohnungen.
No-Man, Porcupine Tree, David Sylvain (zuerst an diesen Letzteren erinnert ‚a Rose') (Bassist Mick Karn, mit dem David Sylvain in seinen Jugendjahren bereits zusammen gearbeitet hatte, ist partiell auf "a Rose" zu hören) - und die ProjeKcts von King Crimson sind Vergleiche zu Stefano Panunzis neuem Streich. Markus Reuter, Theo Travis und Mike Applebaum sind als Gäste an der Einspielung der Songs beteiligt gewesen, SiRenée singt den Opener "State Of Mind", Sandra O'Neill "Child Of Your Time" - exzellente Musiker haben die Songs mit Keyboarder Stefano Panunzi eingespielt: Fabio Fraschini, Giampacio Rao, Giacomo Anselmi, Robert Aceto, Adriano Viterbini, Nicola Lori, Giovanna Striveri, Emanuele Errante, Giancarlo Erra, Thomas Leer, Andrea Chimenti und Laura Pierazzuoli haben klassisches, Jazz- und Rockinstrumentarium gespielt und die Songs lebhaft, virtuos und dynamisch gemacht. Aus den zerflossen sphärischen Ambientstrukturen gewinnt manches Stück Fahrt und rockt kraftvoll, nicht ohne zarten Popschmelz, aber auch mit durchaus avantgardistischen Tendenzen, die in Frippschen Spielereien auf der Gitarre ihren noisigen Höhepunkt feiern - und doch, stets bleibt, in aller Aufgefahrenheit und Erregung, laszive Dekadenz die stete Betonung aller Songs.
Progressive Rock ist "a Rose" nicht, auch wenn das Album diverse Tendenzen des facettenreichen Stiles fährt. Und doch werden Progfans gewiss nicht abgeneigt sein, sich der erlesenen Schöngeistigkeit für knappe 54 Minuten hinzugeben.

stefanopanunzi.it
justforkicks.de
VM



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