The Station "Speed Of Sound - Live at Marly's" (The Station Music, VÖ: 01.08.2008)

Der Name "Progressive Rock" ist für Bands, die das Genre einige Jahre durchkreuzt haben, oft nicht mehr akzeptabel (mit allem, was dazu gehört). So haben selbst die Flower Kings auf ihrer myspace.com Seite Jam-Band angegeben, statt Symphonic Prog.
Bands wie The Station, die aus dem Jam-Genre zum Prog rüberschielen, können sich dagegen nicht wehren und müssen den szeneinternen Gockelkampf mit Fragezeichenaugen belustigt oder irritiert zur Kenntnis nehmen. Dann gehen sie Zähne putzen und machen, im besten Fall, unbeeindruckt die Musik, die sie machen wollen und löschen allen Szenekram, der so als dämlicher Quatsch durchs irdische Gebälk wandert.
The Station sind Dave Carter (dr, voc), Josh Kerska (b), Kevin Lemen (lead g) und Dave Littrell (ts, g, g-synth, lead voc). Der singende Schlagzeuger hat kein Problem, neben aller vokalen Arbeit technische und aufwendig komplexe Rhythmen zu bolzen, dass das Zuhören Freude macht. Sax/Synth/Guitar-Player Littrell hat die meisten Songs geschrieben. Was die Band jedoch in ihren furiosen Liveläufen daraus macht, ist allerfeinste Gemeinschaftsarbeit auf hohem Niveau. Wenn es mal einen Song unter 10 Minuten gibt, dann nicht weit darunter. Die Band liebt ausgiebiges improvisatives Erforschen der Kompositionen; nachdenklich entspanntes und kraftvoll tosendes Spiel sind der fesselnde Kern der Aufnahmen. Gerade einmal 12 Songs sind auf dem randvollen CD-Doppeldecker. Es gibt Anlehnungen an, na klar, die Allman Brothers Band, an den Jazz der frühen Siebziger, an Jazzrock, Hardrock, Funk, Symphonic Rock und Abgefahrenes im Sinne Frühsiebziger Live-Improvisationen von Frank Zappa.
Sobald Dave Littrell zum Saxophon greift, stellt die Band auf Jazziges um, ohne ganz darin aufzugehen. Die Basis bleibt stets Rock, dynamisch lebhafter Rock, der intensiv alle seine Seiten offenbart und in langen, ausgiebigen Soli verflixt wilde und herrlich verzahnte Instrumentallandschaften zaubert. Mir persönlich gefallen sein Saxophonspiel und der Klang seines Tenors nicht besonders, sein Gitarrenspiel reißt mich viel heftiger vom Hocker.
Alle vier Musiker arbeiten als Melodiker, Bassist und Schlagzeuger halten sich nicht zurück und finden Intensität und kraftvolle Intonation, dass die Magie nicht intensiver sein könnte.
Fans Frühsiebziger Livealben, auf denen immer der längste Song der beste war, werden ihre große Freude an diesem retro orientierten, aber nicht retro gespielten Werk mit durchgehend hohem Niveau haben. Wer Allman Brothers und Phish auf Prog nicht mag, ist jedoch auf der falschen Baustelle.
Tipp!

TheStationMusic.com
justforkicks.de
VM




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