Ron Spielman "Hilltop Garden" (frimfram voices, VO: 07.09.2007)

Warum lacht er nicht, wie er da so locker und lässig auf dem Cover abgebildet ist? Er hat doch allen Grund dazu. Das Fernsehen liebt ihn; seine Musik, seine Stimme kommen an. Groß an. Ist wohl nicht seine Art. Im Booklet schauen die dunklen, forschend-neugierigen, schattigen Augen stets ernst, ringsum dieses markante, schmale Gesicht.
Was Ron Spielman an bösem Rock'n'Roll hat, ist Geschichte. Seine Wege verlaufen positiv, wenn er ganz insgeheim und nur vor sich selbst gewiss auch Träume hat, die zu äußern und erfahren diese Karriere krümmen würde.
Der Autodidakt orientierte sich an den Vorbildern Jimi Hendrix, Mahavishnu Orchestra, Cream und Traffic. Das kann man heute auch wieder sagen. Das hatten alle damals, diese Musik. Gewiss ist Ron Spielman nicht nur Klangtapete für das Geschmackpublikum, wenn seine feinen, ausgeklügelten Songs auch genau den notwendig intelligent klingenden Zeitgeist bestimmen, und einen zarten Hauch von den alten Vorbildern, fast komplett unmerklich, auszudrücken wissen, der den Hörern ihre Einzigartigkeit streichelt.
Es ist seine Stimme nicht allein. Diese wunderbaren Stimmbänder, die selbstbewusste Intonation, der volle, runde, dunkle Klang seiner Stimme. Da ist viel mehr. Die exquisite Zartheit der Arrangements, immer einen Hauch Folk, Jazz oder Country in der instrumentalen Ummantelung des vokalen Zentrums.
Die Arrangements haben für Endverbraucher genau das richtige Gewicht. Weder ist das Schlagzeug hier zu laut, noch das Keyboards dort zu leise. Alles ist perfekt austariert, jeder Ton hat seinen Wert, seine Existenzberechtigung. Und die Soli erst, die sich Ron Spielman leistet, die schon mal gewagt 'schräg' sind. Und von exzellenten Musikern eingespielt, etwa am Ende von "fretboard highway". Fabelhaft!
Für Spielman selbst war die Arbeit an den Songs wohl eher Blut, Schweiß und Tränen. Denn diese Arrangements auszutarieren, die das richtige Klima, die richtige Lautstärke, den richtigen Klang, die passende Härte der Tasten- und Schlaginstrumente, der elektrischen Saiten und die herzliche Jazzlastigkeit der Bassarbeit haben - nicht danebenzuliegen, um nicht zu scheitern, nach den vielen Erfolgen dranzubleiben und sich nicht in zu lauten, zu harschen, zu wilden und schrägen Klängen zu verfangen, um nur noch draußen in den Kneipen zu spielen - das ist harte Arbeit.
Ich will nicht ungerecht sein. "Hilltop Garden" ist ein sehr angenehmes, wunderbar lyrisch-forsches Album, mit zartem Schmelz, frei von Kitsch und verbotenen Tönen. Intelligent und unterhaltsam auf hohem Niveau. Und es leistet sich Soli, die fernab von Mainstream und Schlichtheit innig klingen. Echte Musik, gelebte und lebhafte Musik. Hört euch nur das herzhafte "in another life" an. Der Schweiß ist geflossen, die Anstrengung ausgeschlafen.
Und doch habe ich den Eindruck, dass Ron Spielman, das sagen seine Augen, das sagt sein Gesang, der Neigung, auszubrechen, und die Intensität des Mahavishnu Orchestral einmal zu intonieren, nur schwer entsagen kann.
"Hilltop Garden" ist ein wahrhaft tolles Album, ebenso wie sein Vorgänger "From My Songbook".

VM



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