Spaceship Landing "Spaceship Landing" (Eigenproduktion 2006)

Zum Ende 2005 spielten im Stralsunder Sticer-Theater 3 Bands. Schöne Sache, mit den Kindern mal auszugehen. Den Auftakt machte eine unbekannte Band aus Bremen (ich dachte, sie kämen aus Oldenburg) namens Spaceship Landing, die mir auf Anhieb sympathisch waren. Die nachfolgenden Bands konnten nicht an die Intensität des Openers heranreichen, die einen machten einfach nur harten Krach und die anderen haben aufgehört, Led Zeppelin zu covern...
Doch die erste Band hatte es drauf. Steffen Peter Schneider (g), Jan Wolfgang Sieber (b), Hannes Rippka (dr) und Vallentin Skrzypczak (voc, sax, sounds) spiel(t)en schön fetten, schweren Space Boogie Rock, der sich kräftig an den frühen Siebzigern orientiert(e); in den 9 Tracks auf der CD begleitet Alien Gallmucke Malte das Quartett auf der Orgel.
Das Spiel der Band ist ungemein flüssig, der Bass wummert den Background auf, das Schlagzeug differenziert mit gut aufgerührten Rhythmen, die Orgel quietscht und säuselt herrlich uralte Sounds durch den Äther, die Gitarre wabert und flattert und rockt! Schön, so was heute noch und wieder zu hören.
Die 9 Tracks machen genau 70 Minuten voll. "8tel Ride" ist mit seinem schweren Beat der perfekte Opener, die Rakete hebt ab, das Weltall lockt. Gleich drauf fordert der psychedelische "No Punk" zum Mähneschütteln auf, ein kurzer Rocker, der trotz versponnener Motive schön flott abgeht. "GuitareSoundmachine" ist der erste Longtrack. Ausgezeichnete Komposition, freakig, wild, leidenschaftlich, laut und fett. Die Schweineorgel grinst, die BlackSabbath-Gitarre und der tiiiefe Bass, Percussion und Schlagzeug gehen das Thema leidenschaftlich an, da ist nichts besonders komplex, hat teils sogar einen Hauch aggressiven Punk, findet aber zu besonderer, intimer Melancholie, die die Band ausgezeichnet zu transportieren weiß.
In "Pannbacker", lange hat's gedauert dass ich rausfand, von wem es ist, covert die Band ein Motiv der Altvorderen Cream, nachdem das erste UFO/BlackSabbath/TenYearsAfter inspirierte Motiv schon gut war.
"Still Hangin" ist der nächste Longtrack, ganze 15 Lichtjahre lang, und das, ohne Magma oder Gong zu begegnen, in der Nähe rudern UFO rum, im Prinzip heißt es aber, rocken mit heißen Socken! Dauervollgas in Jointgeschwindigkeit, tiefe Gitarren und schwerer Bass, der Schlagzeuger bekommt den Galaxis-Orden für schön ausgelassenes Spiel, ohne ihn wäre die Band nur halb soviel wert.
Das "Black Taxi" jagt wie der Teufel dahin, im Mix aus dreckigem Punk und psychedelischem Spaceboogie, danach muss der "Orbit Tag" entspannter und sphärischer sein, hier allerdings sitzt Jimi Hendrix im Boot. "1x im Prinzip" ist ein weiterer Schwerlasttransporter in Sachen Weltraumwahnsinn, und dann kommt's: die 22 Minuten lange "Erics Mom". Weit ist die Reise, der Song ihre sphärische Illustration. In Stralsund war das Publikum unruhig geworden, die Kids kennen keine Songstrukturen, die länger als ihre Geduld ist, und das sind nun mal höchstens 3 Handyminuten. Das Thema lässt sich Zeit, setzt auf epische Stetigkeit und fügt Phon zu Phon, Ton zu Ton, steigert sich euphorisch empor und gewinnt an schwindelerregender Fahrt.
Tolle Songs, kraftvolles Album, eindrucksvoll gespielt. Ganz typisch für den Nachwuchs ist die punkige, harsche Härte, die nichts Komplexes bietet, sondern volles Brett drückt und alle ausgeflippt-wilden Abenteuer weglässt. Trotzdem, die Jungs haben ein feines Händchen für Weltraumreisen und die passende musikalische Begleitung. Wer auf Space Rock, Boogie, Doom und Stoner abfährt, muss hier unbedingt reinhören!

spaceshiplanding.de
VM




Zurück