sPacemoNkey - The Karman Line (Hubro Music, 23.05.2014)


...und passt es überhaupt nicht mehr
so wünsche Dir den Krautrock her
und sollte noch was übrig sein
so steck es in den Free Jazz rein...

Ausgefallene Projekte wollen ebenso verstanden sein wie aller Standard und seine Nähe. sPacemoNkey - Morten Qvenild (Hyperpiano, Elecronics, Programming), Gard Nilssen (Schlagzeug, Gongs, Bells, Vibraphon, Electronics) [+Gast Jørgen Træen am Modular Synthesizer in Track 3] - sind ausgefallen kreative Musiker aus der nicht erst seit den letzten Tagen extrem abgefahrenen, extravaganten und avantgardistisch verrückt aktiven Musikszene Norwegens.
Ihre Songs, neun Stück an der Zahl, die 44 Minuten voll machen, mäandern zwischen ambienter und krachlauter Avantgarde. Da ist gewiss irgendwo ein Stück Krautrock drin, und einiges kann als Free Jazz bezeichnet sein.
Dem Duo geht es weniger um komplexe Songstruktur als vielmehr um lose, improvisativ wirkende und voll ausgefallener, disharmonischer, elektronischer und akustischer Sounds steckende Musik, die zwar artverwandt mit aktuellem Avantprog ist, eher aber die Tendenz hat, sich aus einmal lyrisch harmonischen Melodien, die sehr eingängig sind und dazu extraschrägen, total abgefahren wirren und dabei stets sehr inspirierten und lebhaften Improvisationsstrukturen zu speisen.
Partiell hat das Krimiflair, wenn Wassertropfen fallen und die Band spröde beginnt, ihre Idee auf Fahrt zu bringen. Doch sobald der Ofen geheizt ist und die Hitze in den Raum greift, können als Vergleich eigentlich nur die Amerikaner Random Touch herangezogen werden, die ähnlich struktursuchend unterwegs waren und dabei allerlei interessantes Experimentalgut kreierten.
Da kann es passieren, dass beide wie wilde Avantgardisten an Knöpfen drehen, um die irrsinnigsten elektronischen Sounds zu basteln, oder einer tut dies, und der andere drischt mit Vergnügen auf das Schlagzeug ein, während im Off eine kratzige Harmonie anzudocken versucht. Es wird lauter und lauter, das Vergnügen entwickelt dabei eine erhabene Dimension, die aus dem Puls des Kraches steigt. Dennoch: macht Spaß (na gut, die Mitbewohner schlossen die Tür diskret von außen).
So orkanartig sPacemoNkey ihren Spaß hochdrehen, so goreckiesk lassen sie den Überdruck abschwellen.
Vieles klingt unwillkürlich, manche Idee, etwa das kurze "Darkness" könnten als Blaupause für einen romantisch düster-balladesken Popsong stehen, wenn die schwerelose Note nicht so schon genug Kraft und Saft hätte, für sich allein zu wirken. Sobald Pianist Morten Qvenild klassisch an sein Instrumentarium geht, gewinnt seine romantische Seite, was sehr angenehm und weit von jedem lyrischen Kitsch entfernt ist. Companero Gard Nilssen indes kann das nicht so stehen lassen und stänkert mit Electronics und rhythmischem Dings.
Der Titeltrack könnte aus der Feder Stian Westerhus stammen, ganz im Sinn seines aktuellen Albums (nur instrumental) kratzt der düstere Artrock über sechseinhalb sphärische Minuten. Das folgende "Meanwhile In A Galaxy Far Away" legt im gleichen Sinn doppelt Kohlen auf. Beeindruckend fettes Gerocke!
Und so geht es fort. Der lyrisch-krachige Reigen ist charmant und angriffslustig. Das machen sPacemoNkey so gut, dass - laut gehört - das Oberstübchen ganz verzückt ist ob es großartigen Durchspülens.

1. Aeronautics (07:44)
2. Chopping Wood In My Brand New Moon Boots (04:29)
3. Digital Cigarettes (07:10)
4. Darkness (02:21)
5. Blue Baboon and Carpenter (03:46)
6. sPacemoNkey (06:28)
7. Meanwhile In A Galaxy Far Away (03:59)
8. Long Distance Call (06:22)
9. Landing Day (02:55)

gardnilssen.com
youtube.com/watch?v=YPeOswehjSw
hubromusic.com
VM



Zurück