Spaced Out "Live at the Crescendo Festival" (Unicorn Digital 2007)

Spaced Out sind DIE technischen Jazzrocker. Auf ihren bisher 4 CDs (und einer DVD) beweist die kanadische Truppe um den Ideengeber und Extrem-Bassisten Antoine Fafard erhebliches handwerkliches Können, intensive Virtuosität, hochkarätiges improvisatives Spielvermögen. Mit den CDs ging der Sound der Band immer mehr ins Metallische. Die Songs wurden härter gespielt, was aber nicht auf Kosten der Komplexität ging, obschon immer wieder auch Groove-betonte, quasi eingängige Stücke auf den CDs enthalten sind. Aber anders als Planet X, die powern und posen, was das Zeug hält und fricklige Extrempassagen in ihre Jazzmetalsongs betten, ist hier die Basis verkopfter, jazzbetonter. Zudem gehen in Spaced Out die Ideen vom Bass aus, nicht von Keyboardflächen. Die Bands sind nicht einander vergleichbar, beide sind mit hoher Qualität im selben Fach aktiv, mehr nicht.
Was gibt es von "Live at the Crescendo Festival" zu erwarten? Die Erwartungshaltung der süchtigen Fans ist hoch, die Band entspricht dem, keine Frage. Es gibt Überschneidungen zur "Live in 2000" DVD, was aber nicht tragisch ist, die 2006er Einspielung der CD zeigt die Stücke über die Jahre verändert. Die markanten Punkte sind nach wie vor zu hören, doch betont die Band mittlerweile ihre Ideen ganz anders. Es zeigt sich eine erhebliche Entwicklung. Die Metallastigkeit der Songs bricht die Komplexität nicht, wenn sie sie stellenweise auch ein wenig abdeckt. Wer die Band kennt, weiß jedoch, auf welchem hohen Komplex-Niveau das Live-Trio arbeitet.
Beeindruckend und hinreißend nach wie vor die unglaubliche Akkuratesse des Spiels, Virtuosität und Jazzdurchflutung der hart rockenden Rhythmusekstasen.
Neben den 11 Stücken, die von den Alben Nr. 1, 2 und (überwiegend) 4 stammen, sind zwei Videos auf der CD enthalten, zum einen ein für Spaced Out eher eingängiges Stück vom selben Konzert, das als CD-Track nicht enthalten ist, "Art Attack Part 2", sowie der Videotrack von "Antimatter", dessen Bilderfolge kunstvoll und ja, ganz interessant aufgebaut ist.
Antoine Fafard (b), Martin Maheux (dr) und Mark Tremblay (g) und Keyboardsamples, die gewiss per Fußpedal (oder verstecktem Mitarbeiter) eingebracht wurden, das zeigt die CD, haben ein eindrucksvolles Konzert gegeben. Die Extremkomplexität ihrer melodisch erstaunlich nachvollziehbaren, abstrakten und doch auch eingängigen Kompositionen scheint nicht sibirisch kalt, sondern vulkanisch heiß. Fans der Band können sich die CD zulegen, ohne lange nachzudenken. Enttäuschung ist hier weit und breit nicht auszumachen. Wer die Band noch nicht kennt, Jazzrock mag und die in diesem Zusammenhang weit verbreitete Mainstream-Version mit Funk- und Popversatz öde findet, darf sich auf eine exklusive Überraschung freuen. "Live at the Crescendo Festival" bannt, wie jedes Album der Band zuvor.

spacedoutmusic.com
unicorndigital.com
justforckicks.de
VM



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