Space Debris "Into The Sun - Live at Burg Herzberg Festival 2006" (inakustik 2007)

Am 20. Juli 1976 standen Space Debris anlässlich des Burg Herzberg Festivals auf der Bühne und gaben eines ihrer ausufernden, ausgeflippten Konzerte. Die drei relativ ruhig und ungestört auf der Bühne arbeitenden Musiker Tommy Gorny (g, b, voc), Tom Kunkel (keys) und Christian Jäger (dr) wurden dabei von der professionellen Kamera-Crew des Festivals aufgenommen. Halt - die Band ist zu hören und sicherlich auch zu sehen - aber vor allem wurden erst einmal Publikum und Festivalatmosphäre eingefangen - und man muss eine Weile warten, bis man die Band zu Gesicht bekommt, weiß im ersten Moment nicht, ob das im Rausch tanzende Publikum überhaupt dieser Band lauscht - oder ob dies ein vergessener Film aus der alten Hippie-Zeit ist, ach Mist, jetzt habe ich mich verraten, OK! Klingt zwar wie 1976, eher noch wie 1971, wurde aber 2006 aufgenommen. Kein Mensch interessiert sich heute mehr für solcherart Sound, deswegen wurde die Band engagiert (und hat ein Jahr später auf der Zappanale gespielt), weil niemand zu solcherlei Konzerten geht und die Veranstalter am liebsten unter sich sind, um nackt vor der Bühne tanzen zu können.
Space Debris spielen Hard Rock. Beeinflusst vom Space-, Progressive- und Psychedelic Rock alter Schule improvisiert das Trio auf der Bühne ultralange Songs. Für das Auditorium ein Fest. Die sonst gewiss bürgerlich gekleidet ihren jeweiligen Berufen nachgehenden Festival-Hippies sind bunt bekleidet, haben ihre Haare in ein Meer aus Farben gestürzt und ihre Sinne gewiss nicht weniger. Auszeit! - so denken alle, Erholung vom stressig-langweiligen Bürgerleben, das fast keine private Zeit mehr zulässt. Hier ist sie ganz da und Space Debris haben die ideale Klangsprache dieses befreienden Gefühls.
Wer noch nie auf dem Herzberg Festival gewesen war, bekommt Lust, angestachelt von den professionellen und emotional hinreißenden und kraftvoll eingefangenen, farbenfrohen Bildern, sich das (den?) Event einmal anzusehen. Also ab!
Und tatsächlich, nachdem 17 Minuten lang das Festivalgelände und die Besucher im Fokus der Kamera standen und die entspannte Atmosphäre vor sich hin zog, ist plötzlich die Band auf der Bühne zu sehen. Tatsächlich, das sind Space Debris - und es ist ihre Musik, ihr Song, der nach 17 Minuten noch 5 weitere Minuten weiter führt, um schließlich 5 weitere Songs folgen zu lassen, in denen die Band durchgehend fotografiert wurde.
Die Band hat Anklänge an uralte, erste UFO, an Deep Purple, an die Stimmung des elektrischen Krautrock, überhaupt den frühen Rock, wie er seit 1966 aus 3 Minuten ins Unzählige wuchs.
Das Gros der 90 Minuten Konzertmitschnitt ist frei improvisiert, wenn die Band dazu auch ihre eigenen Songs nutzt (die im Studiogewand zwar viel kürzer, aber ebenso improvisiert entstanden sind), aus denen die dynamischen und mitreißend rockenden Live-Improvisationen frei fließen.
Keiner der drei Bandmitglieder ist besonders hervorzuheben, alle drei sind technisch geübte und improvisatorisch inspirierte Musiker, die an ihren Instrumenten selbst und zusammen einen Gemeinklang finden, der sich positiv ergänzt und in den Bann zieht. Dabei kann es passieren, dass die Band in den Jazz rutscht, in Fusion swingt, abstrakte Sound entwickelt, die dem Konzert die richtige Würze geben. Klang und Bild sind exzellent eingefangen, das Licht des schwindenden Tages untermalt die Magie des Konzertes, das Publikum steht bewegt vor der Bühne, und der laue Abend hält seinen milden Einzug. War nicht nur ein gutes Konzert, ein lockeres, inspiriertes Spiel auf der Bühne, war auch die richtige Zeit, dies einzufangen.
Auf der DVD sind weiterhin ein Interview mit der Band sowie weitere Eindrücke vom Festival enthalten, in 5-minütiger Länge. Zu beziehen ist die DVD unter spacedebrisprojekt.de oder info@spacedebrisprojekt.de für 18.50 Euro plus 1.50 Euro Porto direkt von der Band.

VM




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