Soulbreach "My Dividing Line" (Mascot Records, VÖ: 16.03.2007)

Im ersten Moment hatte ich ehrlich gesagt Angst (doch, es war genau dieses Gefühl), dass Soulbreach nichts weiter sind, als eine weitere neue Variante des modernen oberflächlichen Popmetals, zwar brutal hart gespielt, aber doch nur auf den Zeitgeist und ein volles Portemonnaie geschielt. Das lag am Schattenbild, das im Booklet abgebildet ist und wo zwei der Hasen mit dem typischen Halblang-Seitenscheitel zu sehen sind, wie es heute ein Jeder trägt, der nicht allein ins weiche Bett steigen will.
Nein, Soulbreach klingen richtig gut. Saugut, um es ganz genau zu treffen. Sicherlich gibt es auch hier ein wenig Pop, was in der Betonung auf Melodie und Refrain zu finden ist. Aber das wird nicht überbetont, sondern eher in der Wucht der Brachialität weggespült. Der aggressive Schreigesang kommt exzellent und unterstützt die Härte der Songs, die ansonsten vor technischen Mätzchen strotzen und einen guten Eindruck machen.
Per Fransson (g, Ex Carnal Grief), Dino Medanhodzic (g), Daniel Andersson (voc), Magnus Wall (b, Ex Haterush/Godhate) und Erik Stenström (dr) mördern, was das Zeug hält und halten ihre Einflüsse in allen Ehren. Neben begabten Krachmachern wie Meshuggah, Tool, Testament und Slapdash sind das The Haunted, Nevermore, Iron Maiden, Metallica und olle Yngwie Malmsteen. Keiner der Einflüsse ist wirklich deutlich, bis auf eine verliebte Annäherung an Meshuggah, was durchaus gestattet sein mag, sind die doch, was Härte und Technik betrifft, stets sehr geschmackvoll und ambitioniert vorgegangen.
Das kann auch Soulbreach bescheinigt werden, von den 10 Songs sind 9 laute Kracher, Song Nummer 5, der Titelsong, ist eine kurze, harmonische Akustikgitarrennummer, die als Ruhepol und überhaupt eine gute Figur macht.
Ansonsten heißt es auch nicht, rocken bis Onkel Satan kommt. Die Bengels haben Pepp und Witz und schmücken ihre Stücke mit diversen Breakgewittern und Instrumentalleckereien aus, dass beim Hören die Tentakel im Ohr sprießen. Richtig guter Klang unterstützt die Songs, Soulbreach waren im richtigen Studio und hatten mit Pelle Saether den richtigen Kerl an den Reglern.
Die besonderen Highlights der Platte: das kurze, heftige Jazzbasssolo in "Disjointed", eben die zarte akustische Gitarreneinblendung im Titelsong und die Motorsägengitarren in "You Tore", die sich erst im Spiel ablösen und dann gemeinsam zum Krieg ausziehen, das ist exzellent geschrieben & gespielt worden - die hohe Kunst des Metalls, viel progressiver als schleimiger Prog Metal, hier gibt es kein Keyboardschmalz und selbst die Ruhe mitten im Sturm ist weit von Kitsch entfernt. Bleibt zu meckern, dass die blöden Kerle sich die Haare vernünftig bis zum Arsch lang wachsen lassen müssen, wie sich das gehört und bitte auf Tour gehen möchten. Wir sind hier doch nicht im Kindergarten!

soulbreach.com
mascotrecords.com
VM



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