Smokin´ Granny "Tarth Shooke" (Metaphoric Music Productions 2002)

Das zweite Album der Band namens "Rauchende Oma" ist dem Jazzrock des ersten nahe, doch die Umsetzung der Kompositionen scheint mir durchaus besser gelungen. Gezeichnet vom Saxophon Todd Barbee greifen sehr ausdrucksstarke melodische Ideen weit in den progressiven Jazzrock, hier und dort wie eine moderne Variante der alten Soft Machine. Immer etwas wild, freitonal und abstrakt und gleichzeitig groovend, popnah und leicht wissen Brian Preston (bs), Jeffrey Damon Lindsey (v-dr), Steve Hatch (e-g) und David Oskardmay (a-g) ihre Vorstellung von Musik umzusetzen. Dabei sitzt ihnen der Schalk im Nacken. Sie hatten bei der Einspielung gewiss jede Menge Spaß, die Spielfreude, die Lust am Spiel ist stets zu hören. Und gerade das ist der Höhepunkt des Albums: die fein austarierten, bis in einzelne Töne sitzenden instrumentalen Figuren. Zwar kann die Band auch brachial und schier freejazzig alles auf einmal geben. Die Hauptsache von "Tarth Shooke" jedoch sind die nicht leisen, nicht stillen, aber bin in den einzelnen Ton wahrzunehmenden Melodiefragmente, derer es viele gibt. Die akustische Gitarre spielt ein Thema, der Bass setzt sich schwer darunter, das Schlagzeug kommt hinzu, die elektrische Gitarre schleicht sich ein und das ursprüngliche Thema wird fragmentalisiert, auseinander genommen, seziert und in die Einzelbestandteile zerlegt. Das geschieht in einigen Songs, schon auch mal von einem Poprhythmus unterlegt, bei dem ich gleich Hiphop-Sprechgesang erwarte. Statt dessen jedoch nimmt die EWI Raum und macht Jazz draus. Gewiss werden "Somkin´ Granny" auch mit dem zweiten Album Absatzschwierigkeiten haben. Das ist nicht Rock, nicht Jazz, nicht Pop, nicht eingängig, nicht free, nicht komplex, sondern von allem etwas und überall dazwischen. Wir Schubladendenker haben es da schwer mit unserem kategorisieren. Jazzrock ist noch die treffendste Bezeichnung, wenn auch vom Schlage der Soft Machine (denen sie etwa so ähnlich sind, wie der Hase dem Fuchs - aus der Adlerperspektive). Ein beeindruckendes Album, ungewöhnlich mit vielen urkomischen Situationen in einem glasklaren Klang, der phänomenal zu nennen ist. Wer seine Boxen testen will, Jazzrocker aller Couleur und natürlich an ungewöhnlicher, freier Rockmusik Interessierten sollten zugreifen.

meta4ik.com/

VM



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