simakDialog "Demi Masa" (Moonjune Records, VÖ: 06/2009)

Gegründet 1993, hat die indonesische Jazz-Fusion-Combo simakDialog 2007 ihr Debüt "Patahan" veröffentlicht. Weiterhin beim US-amerikanischen Label Moonjune Records unter Vertrag folgt Mitte 2009 nun das Follow-Up "Demi Masa". Keyboarder, Komponist und Chef Riza Arshad hat neun Songs geschrieben, die klassischen Jazzrock, oder wie es heute hier und dort genannt wird, Prog-Jazz-Fusion, als Basis haben, aber markante Eigenmerkmale einbringen, die der komplexe und anspruchsvolle Stil nur selten aufweist.
Tohpati (g), Adhithya Pratama (b), Endang Ramdan (lead Sundanese kendang perc, tamb, claps, toys, voc), Erlan Suwardana (Sundanese kendang perc, claps, toys, voc) und die partiell beteiligten Gäste Emy Tata (Sundanese kendang perc, claps, voc), Mian Tiara (voc) und Dave Lumenta (soundscapes) - die instrumentale Besetzung bereits ist vielsagend - sind technisch exzellente Musiker, die sich relativ dicht an klassischen Szenevorbildern wie etwa Weather Report oder Return To Forever halten, aber das Rhythmusgeschehen der Originale komplett ausblenden, dafür sundanesische kendang Perkussion spielen, die kein minder komplexes rhythmisches Geschehen aufwirft, aber deutlich weniger aggressiv klingt und diese illustre indonesische Note trägt.
Indonesische Folklore ist ein Begriff wie Rockmusik. Beide haben jeweils zumindest tausend Gestalten und sind nur als Oberbegriffe erklärend. Und doch ist aus der europäisch entfernten Sicht die Perkussion als indonesisch ausreichend erklärt. Spezialisten und Fachwissende der Rhythmusmöglichkeiten in der vielgestalten Folklore der indonesischen Inselwelten werden ob der dürftigen Angabe die Nase rümpfen, während alle Anderen sich vom Sound verzaubern lassen.
Zwei lange Stücke grenzen das Album ein, die Möglichkeiten der Improvisation weit ausschöpfend. Keyboarder Riza Arshad und Gitarrist Tohpati spielen virtuose und melodisch ungemein lebendige Bögen, preschen in forschen Motiven aus ganz dunklen Tiefen in unendliche Höhen auf, um gleich wieder in melancholischer Laszivität zu entspannen. Chick Corea und Al Di Meola können Vorbild dafür gewesen sein. Die Entspanntheit der lässigen Stücke und die plötzlich aufkochende Dramatik der furiosen Motive passen ganz auf diese beiden exzellenten Vorbilder.
In den zumeist nicht wirklich kurzen Stücken zwischen Nummer 1 und 9 gewinnt der folkloristische Anteil hin und wieder die Oberhand, im rhythmischen Geschehen, im Nachlassen der Jazzmotive, im konzentriert-vertieften Spiel der Harmonien. Immer wieder jedoch greift Riza Arshad die Führung an sich und bestimmt das Geschehen, bis verwehte Entspanntheit wieder zu grandioser Nachlässigkeit und lockerer Verspieltheit führt.
Nichts scheint ernst, nichts humorvoll. Der Klang der Musik hat kühle Emotionalität, ist konzentriert selbst in der lässigsten Sekunde, was am Kontrast der Jazz-Melodie- und der Perkussionsinstrumente liegt.
Die verblüffende Eingängigkeit der bisweilen arg schrägen Disharmonien und Jazzmotive im komplex-elektrischen Kleid hat großes Überraschungspotential!

myspace.com/simakDialog
youtube.com/simakDialog
moonjune.com
en.wikipedia.org/wiki/MusicofIndonesia
VM





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