Silo 10 - Silo 10 (Uncle Buzz/Dogfingers 2005)

Silo 10 sind das Duo Warren Rivera (Guitars/Synth/Effekte) und James Sidlo (Fretless Guitar/Effekte/Loops), die das vorliegende Album inmitten einem Getreidesilo in der weiten Landschaft Texas' aufnahmen. Ähnlich Do Make Say Think, die einmal in einer Scheune 'goodbye enemy airship the landlord is dead' einspielten und genremäßig gar nicht so weit entfernt liegen. Jedenfalls klingt die Produktion ganz wunderbar unverfälscht, mit viel Hall natürlich, aber ihren eigenen Charme entwickelnd. Ich sehe allerdings hier nicht nur die im Pressetext genannten Einflüsse von Ambient-Pionier Eno, Fripp und Tangerine Dream, sondern auch viel Drone/Post Rock. Gerade wenn die Gitarre vermehrt zum Einsatz kommt und so friedliche, minimalistisch perlende, aber nichtsdestotrotz herausfordernde Töne spielt, lassen deren elegische Melodien und walgesangartiges Wabern Gruppen wie (die ebenfalls aus Texas stammenden) Explosions In The Sky, Mono und A Silver Mt. Zion aufblitzen - nur noch langsamer. Diese CD ist typische Kopfhörermusik, die man, sofern bloß als Hintergrundmusik missbraucht, höchstens belächeln würde. Sie entbehrt bestimmter Strukturen, entwickelt ihren eigenen Raum, pardon, ihr eigenes Silo, in dem sie scheinbar schwerelos auf den Hörer einwirkt. Stellt man ihr den benötigten Platz nicht zur Verfügung, kann das auch nicht funktionieren. Die längsten Songs, 'Therapy Refuge', 'Wildlife Crossing' und 'Trip' sind zugleich die langsamsten, die vorsichtigsten. Die kürzeren, 'Bloom' oder 'Pulse' sind forscher, konzentrierter - der aufgeschlossene Hörer erfreut sich an beiden Arten.
Und doch liegt die Stärke von 'Silo 10' mehr in den kürzeren Stücken. Nicht unbedingt wegen der Konkretisierung der sonst stärker gestreckten Klanglandschaften, sondern auch, weil Rivera und Sidlo gerade dann immer ein bisschen lauter und fesselnder werden. Nur ein bisschen! Letzten Endes führt es einfach dazu, dass die instrumentale Entfaltung, gerade bei 'Bloom' deutlich farbenfroher und lebhafter scheint. Bei den 10-Minütern hingegen herrscht die Trance zu sehr vor - es passiert zu wenig. Ja, gewiss ist es Ambient, und da darf ja überhaupt nicht viel passieren und bla bla...ich kann mir nur vorstellen, dass es sehr beeindruckend sein muss, in so einem Silo zu stehen und seine Klänge dem gigantischen Raum zu stiften. Jene Imposanz könnte Spuren hinterlassen haben: Das Duo lässt ihre Instrumente und den Hall zu oft 'von allein' arbeiten. Dennoch funktioniert es als Gesamtwerk gut, da die aktiveren und passiveren Stücke sich gegenseitig ergänzen und die Platte einen am Ende zufrieden, gar ehrfürchtig zurücklässt. Nicht zuletzt wegen Track Nummer 7, 'Wildlife crossing', geradezu dissonant mit einem Deut von Gefahr an einigen Ecken. Schönes Album, das zeigt - leise Musik kann auch aufregend sein!

Timo




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