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Silhouette „Beyond The Seventh Wave“ (FREIA Music 2014)


Mein erster Gedanke beim Erhalt dieser CD war „nicht schon wieder flacher Prog aus den Niederlanden“, aber ich konnte beim Hören des Albums schnell aufatmen, denn Erik Laan (Keyboards und Gesang), Jurjen Bergsma (Bass), Rob van Nieuwenhuijzen (Schlagzeug), Brian de Graeve (Gitarre und Gesang) und Daniel van der Weijde (Gitarre) haben mit Unterstützung von Ton Scherpenzeel (Keyboards), Ruben van Kruistum (Cello), Laura ten Voorde (Violin), Marjolein DeciBel (Flöte und Chorgesang) und Tamara van Koetsveld (Klarinette) mal so eben das mit Abstand reifste Album ihrer bisherigen Karriere abgeliefert. Allein die Hinzunahme des sogenannten klassischen Instrumentariums bereichert diesen Tonträger immens und auch die Gitarrenarbeit - Soli und (teils ziemlich hartes) Riffing - ist erwähnenswert, weil sie nicht nur perfekt in die Kompositionen eingepasst, sondern in schwelgerischer Weise aufzuwühlen in der Lage ist. Zwar ist das Ganze schlicht und ergreifend als Neo Prog zu bezeichnen, aber Neo ist hier durchaus im Sinne von „artig, aber neuartig“ zu bezeichnen. Neo Prog war noch nie eine Referenzkategorie, wenn es um emotionalen Tiefgang ging; dieses Konzeptalbum, das auf der literarischen Grundlage von „Papillon“ (Henri Charierre) basiert, lotet diverse Gefühlslagen aus und dies absolut kitschbefreit. Man stelle sich, eingelegt in eine leichte Heavy-Creme, die besten Stücke von Alan Parsons Project, Lunar Chateau, Anyone's Daughter, IQ, It Bites und Konsorten vor, die freiheitsliebend durch das Verdauungssystem stürmen und drängen, weil sie es inmitten der aufgrund von massiver Fehlernährung toxisch gewordenen Darmflora nicht mehr aushalten. Dieser Verbalisierungsversuch Klang gewordener Emotion sollte aber keinesfalls als Hinweis auf geistigen Dünnpfiff fehlinterpretiert werden, denn das Streben nach Leichtigkeit darf nicht mit Oberflächlichkeit verwechselt werden. (Oberflächliche Menschen dürsten in der Regel nicht Freiheit, sondern schwimmen lieber im eigenen Saft, der sie einer Übernahme von Verantwortung enthebt, zumindest solange, bis ihnen solche Passivität eventuell zum Verhängnis werden wird.) „Papi“ schafft es bekanntlich aufgrund seines unbrechbaren Willens in die Freiheit. Insofern bleibt mir nur, allen Pappenheimern zuzurufen: „Kommt zu Papi und labt Euch am Geschmack der Freiheit!“

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Frank Bender



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