Side Steps "Verge Of Reality" (Poseidon Records/Musea 2005)

Die Tokioter Jazzrocker Side Steps gibt es bereits seit 1990. Ihre "offizielle" Diskographie umfasst zwar nur 5 Alben, die mit "Out-And-Out" (1998) beginnt, jedoch hat die Band seit Beginn "private" CDs, wie es in der Bandbio steht, veröffentlicht, so dass die Band selbst ihr neuestes Werk "Verge Of Reality" als neuntes Werk zählt. Chef und Hauptkomponist der Band ist Atsunobu Tamura (g), der, stark vom Jazz inspiriert, den sanften und leisen Sound von Side Steps prägt. Hiroaki Itoh (key) ist der zweite Komponist der Band. Er spielt den typischen, leicht disharmonischen Fusion-Sound, der vor allem in den 70ern des letzten Jahrhunderts des letzten Jahrtausends so viele Bands und Platten prägte.
Koichi Iwai (b) und Ichiro Fukawa (dr) haben zwar keinen kompositorischen Input auf der neuen CD von Side Steps. Jedoch beschränkt sich ihr technisch geprägtes Spiel keineswegs nur auf die Idealtemperatur des Rhythmus. Koichi Iwai spielt bisweilen funky, vor allem jedoch melodisch geprägt, während Schlagzeuger Ichiro Fukawa die verrückt komplizierten Takte mit differenziertem, gut durchgearbeitetem Spiel auf kraftvoller Basis hält.
Wie schreibt es Timo im Review zu De Gladas Kapell: Easy Listening. (Dem ich nicht zustimmen kann.) Nun, das könnte man bei Side Steps auch einbringen. Zwar haben die Japaner mit den Schweden vergleichsweise gar nix zu tun. Doch ihre Ambition ist ähnlich zart und leichtgängig.
Hin und wieder kann es passieren, dass so ein Song auf "Verge Of Reality", wie etwa "Edge Trigger" plötzlich mordsmäßig krachen kann, die Gitarre rockt Hölle, die anderen Instrumente poltern wie verrückt darum. Da kommt fast Erschrecken auf, weil die Band ihre Songs ansonsten zumeist im wohltemperierten, weichen Bereich angelegt hat. Der harten Ausfälle sind wenige, das harmonische und partiell gar süßliche instrumentale Geschehen hat trotz aller komplexen Jazznote viel poppig harmonisches Arrangement im Blut. Die Jungs mögen es freundlich und hübsch - und trotzdem komplex.
Die Hardliner im Jazzrock werden die quakigen Gitarrentöne Tamuras nicht mögen, wenn er neben Bass- und Keyboardsoli die harmonische Spur hält, so geht es mir. Das war in den 80ern im Pop gang und gäbe und sollte längst Geschichte sein. Aber dann holt die Band erneut aus und spielt traumhafte Passagen.
Die technischen Parts sind dermaßen gut, dass der leichtgewichtige Anteil in Kauf genommen werden kann, ohne dass man sich den persönlichen Geschmack versaut. Bleibt die Frage, ob man das will…

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poseidon.jp
musearecords.com
VM



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