Shalosh "The Bell Garden" (Kontor 2015)


Charles M. Schulzigen, aber keinesfalls schnulzigen Jazz, der wesentlich mehr wert ist als einige Peanuts, produzieren ohne Frage Gadi Stern (Klavier), Matan Assayag (Schlagzeug) und Daniel Benhorin (Bass). Die aus Israel und New York stammenden Musiker faszinieren dabei den in Ludwig van vernarrten Schroeder so sehr, dass er nicht mehr weiß, ob er Gerhard oder Atze ist, was letztlich völlig gleichgültig erscheint, denn schauspielerisch begabt sind sie beide. Den oftmals auf diesem Tonträger zu hörenden repetitiven Phrasen am Klavier folgen improvisierte Phasen, die wie eine junge und wilde Version von Aziza Mustafa Zadeh oder eine etwas domestizierte Variante von Gonzalo Rubalcaba anmuten. Die Bassarbeit ist subtil-verschlungen, aber vordergründig betrachtet unauffällig, wohingegen das Schlagzeugspiel zu den besten Beispielen des Jazz-Rock-Hybrid-Getrommels zählt, die mir jemals untergekommen sind. Alle drei Musiker sind wahrliche Muster-Zugpferde, die jede Gangart beherrschen, wenn sie pflugs das Feld beackern, um Glockensamen auszusäen. Überhaupt kommt die Musik des Trios so dreckig wie Pig Pen und dennoch so aufgeräumt wie Peppermint Patty rüber - ab geht die Lucy! Die Arrangements der meisten Stücke beinhalten sowohl vorderasiatische als auch afrikanische und kubanische Harmoniebögen. So viel frischer Wind wie im Glockengarten ist mir jedenfalls in jüngster Vergangenheit im Trio-Kontext nicht mehr um die Nase geweht, gleichwohl spielen diese jungen Kerle so souverän auf wie eine Riege von Großmeistern der Musizunft. Bestimmt hätten Titanen der Klassik wie Herr Beet-hoffen ihre helle Freue an dieser Band gehabt und sofort einige Werke für sie komponiert. Würde man Punk und Prog Rock mit einigen Spritzern Neoromantik am Klavier anreichern, wäre das Ergebnis in der Tat vom Klangbild her Shalosh nicht unähnlich. Shalom.

shalosh.net
Frank Bender



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