Sgt. Sunshine "Black Hole" (Elektrohasch Schallplatten, VÖ: 15.06.2007)

Sgt. Sunshine ist nach einigen Umbesetzungen keine rein schwedische Kapelle mehr, Eduardo Fernandez (g, voc), Robin Rubio (dr) und Michael Mino (b) leben in Malmö, stammen aber aus, in einem Fall, Schweden, in den beiden anderen aus Kuba und Chile. Im der CD beiliegenden Pressezettel steht, die Band spiele Progressive Stoner Rock, und gewiss, wenn man Mars Volta als progressiv bezeichnet, kann das - zumindest teilweise - auch auf Sgt. Sunshine zutreffen.
Es fließen allerhand Einflüsse in den aufwendigen, komplexen und ideenreichen Songs zusammen: stupide Psychedelic Riffs, die heavy und düster aufbrechen, luftige 60s Harmonien, melancholische Verspieltheit und nagende, treibende und schräge Prog Komplexe.
Stoner Prog sozusagen, dem das Liebliche und Bombastische des symphonischen völlig abgeht, der dafür seine eigenwilligen Ideen in verblüffend wechselnden Motiven gedeihen lässt. Aber egal, wie man das Baby nennt, Hauptsache, es lebt und ist gesund. Die Truppe versteht es, sich in leise, fast schon unverständliche Düsternis zurückzuziehen, um daraus mit einer mordsschweren Attitüde abzuschießen, wie das die großen Heavy-Bands der End-60er und frühen 70er getan haben. Herrliche Gitarrensoli, verfremdet, verhallt, mal fuzzig unbeherrscht und aggressiv, dann wieder Hippie-mäßig verspielt und lyrisch gibt es zu entdecken.
Zumeist geht das Trio seine Songs erstaunlich ruhig an, baut die Motive auf, um dann mit böser Heavyness und psychedelischen Gitarren eine unruhige, seltsam unnahbare Struktur zu bauen. Wirklich Prog-komplex wird es nicht, aber das wird im Progressive Rock selbst auch immer seltener. Psychedelic Fans werden vom Hippieflair fasziniert sein, das jedoch, ganz im Gegensatz zu den Sounds von vor 40 Jahren, nicht leicht und fröhlich, sondern dunkel und fast schon bedrückt klingt. Vor allem im akustischen "Go out fishing" fällt diese matte, schwere Stimmung auf, die elektrischen Songs hingegen drücken mit erstaunlich viel Melodie und Idee und einigem Komplex-Verständnis die Lethargie weg und bezaubern mit knarzigen, fuzzigen Ideen. Manchmal soliert die Gitarre zweimal übereinander, dazu singt die Crew und die Rhythmusfraktion unterlegt das Ganze mit einem unruhigen, differenzierten Rhythmus - da gilt es zuzuhören, um nicht in der Wucht der Soundbreite überfahren zu werden ("Tell me").
Schweres - und schräges - Stoner-Album, das nach einigen Durchläufen mehr von seinen Geheimnissen verrät und nicht mehr aus dem Player will. Top!
Ja, und wo sind die Jungs zuhause? Richtig geraten, wo sonst als in: Schweden.

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