Craig Schoedler "Bach To Bass" (Eigenproduktion 2003)

Craig Schoedler überraschte vor einem Jahr mit seinem Jazzrock-Werk "By The Water". "Bach To Bass" ist ein vollständig anders orientiertes Album. Craig spielt einen 6-saitigen Bass solistisch über alle 12 Tracks des Albums. Die beiden 6-teiligen Kompositionen sind die Suite No. 4 in Eb Moll (BWV 1010) und Suite No. 1 in G Moll (BWV 1007) von Johann Sebastian Bach. Sein Spiel, die Technik seines Spieles ist keineswegs Jazz oder Rock, sondern rein klassische Interpretation des geschriebenen Notenmaterials. Die Suiten sind wohl bislang nicht mit einem elektrischen Bass interpretiert worden. Doch trotz der ungewöhnlichen Voraussetzungen ist das Resultat sehr gelungen, lebendig gespielt und passend, ohne anmaßend zu sein. Craig dankt seinen Lehrern im Booklet, man kann also davon ausgehen, dass er ein gelernter, studierter Musiker ist. Unabhängig davon ist sofort zu hören, dass er ein technisch geübter, inspirierter Bassist ist. Seine Interpretation des klassischen Werkes von Bach zeigt zudem, dass er nicht nur an Jazzrock, sondern zugleich und mehr noch als an klassischer Musik interessiert ist. Sicher war es eine Herausforderung, die Suiten für elektrischen Bass umzuschreiben. Doch vorher schon war die Idee bereits Herausforderung genug. Wie viele Musiker laufen mit Plänen im Kopf herum, die sich nicht realisieren können. Craig Schoedler gehört zu den Musikern, die ihre Pläne in die Tat umsetzen. Solch ein Projekt wird nicht ohne Schwierigkeiten anlaufen und ohne Unterstützung wäre daraus nichts geworden. Allein das Schreiben der Noten wird genügend Kopfzerbrechen bereitet haben. Doch letztlich zählt nur das Resultat und das ist gelungen. Der warme Ton des Basses, die harmonisch-dynamischen Melodiefolgen und die lyrische Stille der Musik sind brillante Merkmale der Musik. Nicht einmal läßt Craig´s Konzentration nach, zeigt sich ein Stück irriert oder unausgereift, alle Wägbarkeiten sind ausgelotet, alle Tücken beseitigt. "Bach To Bass" ist ein fehlerfreies, ernstes Werk. Die Inspiration ist ihm in Herz, Hirn und Hände gegangen. Keine Frage, diese Interpretation ist hervorragend und nicht eigenwillig. Vielleicht bleibt die Frage offen, wer Interesse an diesen Stücken haben könnte. Sowieso Hörer klassischer Musik, die, ähnlich wie bei Nigel Kennedy, Experimenten gegenüber aufgeschlossen sind. Sicher werden Prog Freaks nicht abgestoßen sein, wenn sie dieser CD lauschen. Wer weiß, mitunter wird der Eine oder Andere gar großen Gefallen an dieser Musik finden. Dann greift hier etwas, das auch Charly Heidenreich mit dem Freakshow Artrock-Festival in Würzburg versucht. Verständnis für und Interesse an klassischer Musik über anspruchsvolle Rockmusik zu öffnen/finden. Craig Schoedler geht gewiss einen anderen Weg, aber einen, der nicht minder interessant ist. Große Empfehlung!

craigschoedler.com
VM




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