Salvatore Sciarrino "Lohengrin" (col legno 2008)

Das Ensemble Risognanze schuf unter der Leitung von Tito Ceccherini bei der Aufnahme der Stücke für diese CD ein Klanggemälde, das seinesgleichen sucht. Los geht es mit dem Stück "Vento d`Ombra", das ein sehr langsames Erzähltempo besitzt und nicht nur deshalb gelegentlich an die asiatische Musiktradition erinnert. Damit eignet es sich wunderbar zur Entdeckung der eigenen Langsamkeit, die in der täglichen Hetze gewöhnlicher Menschen längst verloren ging. Für das Stück "Due notturni crudeli" greift Alfonso Alberti in die Tasten und verleiht diesem Stück einen ganz besonderen Charme, der sich aus dem nicht verifizierbaren Eindruck paraphrasierender Monotonie ableiten lässt, die von Alberti äußerst gekonnt moduliert wird. Mit fast 45 Minuten bildet "Lohengrin" das temporale Schwergewicht dieser CD und rechtfertigt seine relativ lange Dauer durch etliche Experimente der Kontrastierung von vokalen und instrumentalen Aspekten zur Spannungserzeugung. Neben dem orchestralen Klangkörper ist diesem Werk noch die Sopranisten Marianne Pousseur beteiligt, die dem Titelhelden und dem verbalen Handlungsstrang dieser Erzählung Kontur verleiht und ihre Stimme sehr vielseitig einsetzt. So wird die vorliegende CD zu einem besonderen Genuss für Fans von Stimmakrobatik und innovativen Konzepten. Sollte man gehört haben.

col-legno.com
Frank Bender



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