Arashk "Abrahdabra" (2006)
Salim Ghazi Saeedi "namoWoman" (2012)
(Salim)

Mittlerweile ist Salim Ghazi Saeedi durch etliche Veröffentlichungen bekannt geworden. Der in Teheran, Iran lebende Gitarrist spielt sehr ungewöhnlichen, folkloristisch geprägten, rein instrumentalen Progressive Rock, dessen riffharte Gitarrenrauheit zwischen Hardrock und Metal lanciert, und dessen immerwährend lebhafte Rhythmusarbeit überwiegend von ihm selbst eingespielt wurde, während mitarbeitende Gastmusiker ungenannt blieben (bleiben wollten?).
Den Ausgang seiner Veröffentlichungen nahm Salim Ghazi Saeedi, der teils unter seinem eigenen Namen, teils unter dem Bandnamen Arashk arbeitet, mit dem Album "Abrahdabra" im Jahr 2006. Schon hier war die Orientierung auf Rock sehr deutlich, unterdrückten Salim (g, b, keys) wie seine Mitstreiter Pouyan Khajavi (g) und Shahram Khosraviani (dr) jeden ethnischen Eindruck - der sich doch erkennen lässt, in Gitarrensoli, in manchem Arrangement, dem seltsamen Songaufbau, dessen wie verrückt brüchige Energie ins Drastische prügelt, einbricht und jam-artig weitermacht, um zu Hardrock, dann Jazzrock zu wechseln. Der Höreindruck ist durch die krassen Wechsel einerseits herausgefordert, auf der anderen Seite erfrischt die Ungewöhnlichkeit der Spielweise - es gibt keinen Allerweltsstandard, wie er im Okzident häufig langweilig zu finden ist. 9 Songs sind auf der CD, die damit 42:03 Minuten lang ist. Salims Gitarrenspiel ist riffgeprägt, seine Soli wie Bluessoli ohne Blues, ohne Ziehen der Saiten, indes im klagenden Ton, scharf und schneidend, rasant und schnell. Sein Pianospiel indes beweist klassische, folkloristische und nüchterne Rockprägung. Wenig indes sind Tastensounds zu hören, im Off, in manchem Track partiell ausgearbeitet, hinreißend in der Ungewöhnlichkeit, der stilistischen Sortierung, die der Hörer will, um zu kapieren, worum es geht.
"Abrahdabra" ist als Debüt erstaunlich ausgereift und wirkt in seiner kraftvollen Frische sehr gut, und in Allem bleibt stets diese Unbegreifbarkeit, die fesselt und die Songs erneut abspielen lässt. Krass!

Und als lägen nicht sechs Jahre dazwischen, ist in Salim Ghazi Saeedis 2012er Album "namoWoman" die gleiche Handschrift zu erkennen, wie im Debüt. Dabei ist der ethnische Rahmen viel größer, wagt Salim vielfache folkloristische Ansätze und Arrangements, finden Jazz und selbst Avantrock erheblich größeren Raum. Dabei scheint es, als folge Salim Ghazi Saeedi keinem stilistischen Vorbild, sondern habe diesen ureigenen Klang stets verinnerlicht, so, als kennte er den aktuellen Avantrock nicht.
Es ist natürlich schwer, Parallelen als Univers Zero zu nennen, weil dies nicht im Ansatz wirklich funktioniert. Eher funktionierte es, Salim quasi als Alien im eigenen Staat zu bezeichnen, der als wohl einziger Künstler Art Rock und Metal spielt und dabei Tabus bricht, die anderswo nicht denkbar erscheinen und sonst auch nicht existieren.
"namoWoman" ist, die Songs sagen es, eine Hommage an alles, was das Frausein aus Salims Sicht ausmacht, ganz ohne Worte ausgedrückt, nur in extravaganter Komposition zwischen wie Computerspiel anmutender Folklore-Extrakt, düsterem Kunstrock und metallischer Scharfkantigkeit. Salims Kompositionen sind heute weitaus ausgereifter und vielfältiger als zu Beginn. Die Komplexität der Themen ist nicht typisch Rock oder Prog, ist überhaupt nicht typisch. Selbst das, was im europäischen oder amerikanischen Avantrock extrem ausfällt, findet hier keinen Vergleich. Weit hergeholt ist also der Vergleich zu Univers Zero, und der liegt in der Düsternis der Themen, der Nähe zur Neuen Musik, in der Komplexität der Kompositionen. Indes ist Salim weitaus metallischer, härter und krasser als Univers Zero, und seine dunkle Seite hat eine seltsame Nähe zu, wie gesagt, Computerspielsounds (ich kenne nur Siedler 3, daher kommt der Vergleich).
Die 9 Stücke bringen es auf 40:13 Minuten. Ich kann nur Neugierde auf diesen ungewöhnlichen Sound empfehlen, der Orient hat dem Okzident nur sehr viel zu bieten.

Tracklisting

1. namoW
2. nam
3. amo
4. moW
5. oWo
6. Wom
7. oma
8. man
9. Woman

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