Rotor "3" (Elektrohasch Schallplatten, VÖ: 03.12.2007)

Düster geht auch komplex. Rotor überzeugen in ihrem tiefer gestimmten, heavy kratzigen Stoner Rock mit rhythmisch betonter Komplexität, die harmonisch vertrackt ist, ohne den geneigten Hörer im Vollrausch zu überfahren.
Das Berliner Trio, das seine persönlichen Namen schamhaft bedeckt hält, hat 10 Songs eingespielt und Texte komplett weggelassen. Die instrumentalen Songs funktionieren ob ihrer rasanten Struktur, der vielen kniffligen und schon mal schrägen Harmonien, dem Wechsel aus harten, dynamischen und zurückgelehnten, entspannten Kraftfeldern. Nach einer lässigen Note kann die Band wild anspringen und aggressiv vorstürmen. Dann klingen die Gitarren, als würden die Saiten schon hängen, so tief und fett ist der Sound der Finsternis. Von kraftvollem und erstaunlich variablem, flexiblem Rhythmusspiel untermauert, werden die Songs dennoch für ausgedehntes Mähneschütteln sorgen. In aller Komplexität ist der Abrock-Faktor nicht auf der Strecke geblieben.
Der Klang der Aufnahmen ist perfekt. Fast scheint es, die 10 Songs wären nicht auf CD, sondern Vinyl gebannt und die großen Boxen spucken den vollen, volumig-weichen und kraftvoll-harten Sound der Nadel aus. Gelungen!
Den Songnamen nach scheint zumindest ein Rotorist aus dem Norden zu kommen, die Songs heißen (nach "Auf's Maul") etwa "Hart am Wind", "Klar Schiff' oder "Norderend". Da hat jemand von der Arbeit auf einer Werft geträumt und sich vom Sound der Maschinen und des kalten Windes inspirieren lassen. Zudem haben die Tracks eine etwas mystische Note, die skandinavischen Lüften zu danken sein könnte. In der vertrackt-dunklen Harmonie der Songs steckt diese melodische Eigenart, die skandinavische Düsterbands so oft auszeichnet.
Doch Rotor sind ganz Berliner. Sie kommen in ihren Songs schnell auf den Punkt. Es gibt keine langen Motive, keine lang auslaufenden Enden. Ist das Teil ausgespielt, nimmt ein schneller gespieltes Riff das plötzliche Ende voraus und die Überraschung ist perfekt ("Rotor"). Track 4 hat ein akustisches Vorspiel, das "zeitlos" den CD-Player übertölpelt. Braucht dem Trio nicht peinlich zu sein, ist zwar nicht so dolle der Hit, aber doch ganz nett in seiner nachdenklichen Stimmungsintensität. Um das akustische Desaster der Gefühlsäußerung schnell wieder wett zu machen, gibt "Hart am Wind" seinem Namen alle Ehre. Hier wird gerackt und gerockt!
Also, es waren einmal, 1969, Rockmusik-Teenager, die sich UFO nannten und dunkle Endlosmusik spielten. Ihr schwarzer Antilichtstrahl ragte weit in die Zeit, bis nachwachsende Rockmusikentdecker den Strahl einfingen und in eigener Interpretation zu neuer Kraft führten. Rotor saßen, Quatsch, sitzen dabei vorn an der Spitze und machen die wahnwitzigen und notwendigen Ecken und Kurven, und das machen sie, mit Verlaub, rattenscharf gut.
Nicht zuletzt: geiles Cover!

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VM



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