Rossenbach/Van Volxem "Dominik Graf Filmmusik" (rent a dog, VÖ: 04.08.2006)

Die CD enthält 27 Stücke, die für 5 Filme von Dominik Graf geschrieben, eingespielt und produziert worden sind. Der jüngste Film lief gerade kürzlich im Fernsehen: "Er sollte tot", ein berückender Polizeiruf 110 mit Tiefgang, fast ein Kammerspiel. Die 8 Tracks aus dem Film untermalen die Stimmung der Handlung, düstere Tonstreifen wühlen ambient aus den Boxen. Die Tracks haben eine moderne Soundsprache. Spannungsreiche Electronics, jazzige Keyboard-Akkorde, rhythmische Finessen zwischen Techno, Dancefloor und Rock, Eingängiges und Sperriges sind hörangenehm arrangiert. Dass die Stücke nicht nur als Push Up Untermalung für Film funktionieren, zeigt die CD sehr eindrücklich.
München - Geheimnisse einer Stadt, Die Freunde der Freunde, Hotte im Paradies, Der scharlachrote Engel und Er sollte tot sind die Filme, in denen die Tracks zu hören, oder besser unterschwellig zu fühlen sind. Filmmusik kann sich im Film angenehm ins Ohr legen, ins Bewusstsein gelangt die unterhaltsame Musik erst ohne Bild. Auf CD hat die Stimmung der Musik ein anderes Gewicht - und bringt die Situation des Filmes zugleich zurück.
Die Songs wurden von den beiden Multiinstrumentalisten Sven Rossenbach und Florian Van Volxem komponiert und eingespielt. Diverse Tracks sind unter kompositorischer und einspielender Mithilfe verschiedener Musiker entstanden, das Motiv "Wachet auf" ist eine Adaption von Johann Sebastian Bach.
Bis auf wenige Ausnahmen ist die Stimmung der Stücke lyrisch und sanft eingängig. Der Zweck der Arrangements war die Untermalung filmischer Stimmungen. Erstaunlich dennoch, wie hektisch und aufregend die wenigen lauten Stücke sind. In der mitreißenden Stimmung des Filmes ist das sicher nicht aufgefallen. (Das ist besonders gut in der Filmmusik zur Rallye zu spüren: zumeist läuft dort brutaler Hardcore Metal, ohne dass das auch den Senior nur stört…)
Van Volxem und Rossenbach sind zwei außergewöhnliche Soundkünstler, deren Musik die tiefe Süße der Melancholie weit auskostet. Stilistisch nicht festgelegt, treibt so ein Track auch schon mal in krachige Schräge hinein ("Brancas"), was die Ausnahme bleibt. Die CD ist insgesamt sehr angenehm zu hören. Bleibt nur die Frage, ob in 10 Jahren, wenn der Zeitgeist der Popmusik längst andere Töne entwirft, die Lyrik dieser Fragmente noch von Interesse ist, ohne Film, auf CD.

VM



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