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ricocher - chains
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Ich hätte nun wirklich nicht gedacht, das sich hinter einer so unscheinbaren Aufmachung (Will heißen: CD-R und gedrucktes Cover auf normalem Papier) so eine professionell produzierte Band verbirgt. Vermutungen, bei diesem Album würde es sich um ein Debüt handeln, stellten als falsch heraus, nachdem ich die Band-Homepage besuchte. Es gibt sie schon seit 1993, und sie erhielten bereits mehrere positive Kommentare von Mitgliedern von IQ und Arena. Damit sollte auch schon klar sein, in welche Richtung Ricocher mit "Chains" gehen, hier gibt es mehr oder minder reinen Neoprog mit starken Anleihen an besagte Bands. Persönlich denke ich, dass dieses Genre eher ein sehr stagnierendes
ist, kaum wird herumexperimentiert oder mal etwas neues versucht. Das gilt auch für Ricocher. Und obwohl Ricocher manchmal auch etwas härter zur Sache gehen, gibt es hier nichts, was einen aufspringen und "Heureka! Endlich mal was neues!" rufen lässt.
Zur Musik selbst. Das klingt hier wirklich verdammt englisch, von den Bombast-Pendragon-Keyboards, bis zur Stimme von Sänger Erwin Boerenkamps. Ricocher kommen aber aus den Niederlanden.
Ob diese Tatsache nun für oder eher gegen sie spricht, dürfte angesichts ihrer Inspirationsquellen, denen sie sich auch freudig bedienen, nicht mehr wirklich eine Rolle spielen.
Alles sehr wohlklingend, aber irgendwo auch wieder nervig. Das lässt sich in in der konsequenten Penetranz, mit der Ricocher hier abgucken begründen. An sich ist das alles hervorragend geglättet und mit süßlichen Keys garniert. Aber das Interesse verliert sich genau deswegen an jeder (sorgfältig abgerundeten) Song-Ecke weiter. Bis es am Nullpunkt vorbeischleicht, und die Platte zunehmend anfängt, mir auf die Nerven zu gehen. Zeilen wie "Are we here to live, are we here to learn?" kombiniert mit himmelblauen Strahle-Synthpads im Hintergrund und einer AOR-mäßigen, motivationslos vor sich hin quietschenden E-Gitarre wären ja längst nicht so schlimm, wenn es nicht schon unzählige Bands vor ihnen genau so gemacht hätten. Ob das hier jetzt genau besser oder schlechter als das ihrer Genrekollegen ist, vermag ich nicht zu sagen, dazu sagt mir dieser Stil zu wenig zu. Wobei ich glaube, dass "Unterschied" so ein Begriff ist, der, falls je erwähnt, in der heilen Welt der Neoprogger das Ende allen Lebens bedeuten würde. Aber nun gut, wer IMMER noch nicht genug davon hat...
ricocher.com
Timo Karp
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