Rhetorica - Ganduri (Thoughts) (Eigenverlag 2005)

Rumänien ist anscheinend wirklich noch ein unentdecktes Land, wenn es um Prog geht. Mir ist bisher ausser Rhetorica gerademal eine andere Band aus diesem Land, Phoenix (und die sind anscheinend schon Geschichte), untergekommen. Und natürlich Peter Maffay ;-)

Tja, Rhetorica hätten das Zeug dazu das Land und seine Musik etwas bekannter zu machen, sofern sie jemand zu Gehör bekommen würde. Gerade das dürfte aber mit einem anscheinend nur im Eigenverlag erhältlichen Album einigermassen schwierig werden. Verdient hätten sie es allemal...

Rhetorica bewegen sich in einem Soundkosmos, der Retro- und Neo-Prog-affine Hörer eigentlich sofort ansprechen müsste. Gitarren und Tasten bestimmen klar das Klangbild, wobei die Tasten auch des öfteren als wunderbar perlendes E-Piano daherkommen. Die Gitarren dürfen mal moderat bratzeln, mal elegische Soli spielen, dann aber auch wieder Akzente mit flamenco-artigen Zwischenspielen setzen. Hier ist also einiges an musikalischer Abwechslung geboten. Dazu legen Bass und Schlagzeug ein solides Fundament mit Breaks an den richtigen Stellen, ohne allzu überladen-frickelig zu werden.

Die 18 Kapitel (Songs) fügen sich übergangslos zu einer langen Suite zusammen. Und nur so sollte das Album auch genossen werden, da sich hier die ganz eigene Magie und Wirkung der Musik der Rumänen entfaltet. Also bitte etwas Zeit nehmen und das Album in einem Stück hören!

Gesungen wird eher selten, und dann in Landessprache. Das ist, wie ich finde, eine sehr gute Entscheidung der Band. Denn sozusagen in heimischen Gefilden wirkt der Gesang selbstbewusst und sicher. Und für die Hörer aus dem übrigen Ausland kommt so eine anregende exotische Komponente hinzu. Gerade die gesungenen Passagen sorgen zudem für einen ordentlichen Schuss Melancholie, wobei das Album insgesamt nicht gerade zu Fröhlichkeit neigt, sondern passend zum Titel eher sehr nachdenklich wirkt.

Und das schönste ist vielleicht, dass Rhetorica sehr eigenständig daherkommen. Es drängt sich für mich kein direkter Vergleich im Sinne "das hat man doch da und dort schon mal gehört" auf. Ja, die atmosphärischen Passagen erinnern vage an Pink Floyd, aber dann wird wieder ein bisschen flotter Gerockt oder leicht folkige Klänge treten hinzu und dieses Bild verblasst. Für mich eine wirklich schöne Entdeckung, die ich Hörern, die sich in den Beschreibungen wiederfinden können, wärmstens empfehlen möchte.

Erhältlich wie gesagt bei der Band direkt und angeblich wollte sich auch der Versender Just For Kicks mal um das Album bemühen, aber das scheint noch nicht geklappt zu haben.

rhetorica.home.ro
Thomas Kohlruß



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