RELAYER "façade" (Relayer Music 2008)

Tim LaRoi (g, p, key, voc), Tom Burke (b, g, key, voc) und Mike Ways (dr) gründeten Relayer zu Beginn der Neunziger Jahre. Heute gehören zu den beiden Erstgenannten John Shagian (voc, p, key, acc-g) und Bill Kiser (dr, perc, voc). Die nicht mehr ganz taufrischen Jungs spielen auf ihrer neuen CD einen Mix aus Gitarrenrock, Neoprog, Alternative Rock, wenigen dezenten Jazzphrasen und einigen elektronischen Spielereien mit Popattitüde. Die meisten Songs fließen episch dahin, von exzellentem und druckvollem Hardrockgesang angetrieben. Einige Songs haben einen deutlich weicheren, poppigeren Gesang, der die balladesken Songs dann zwar näher an den Hörer bringt, vor allem in den schönen Chorgesängen, aber die Rockmotorik vernachlässigt.
Mancher Song ist etwas mainstreamig und popbetont, dennoch haben die Arrangements immer wieder nette Überraschungen und druckvolle Wendungen, die überzeugen.
Die wenigen und leider nicht dominanten Chorgesänge gehören zu den positiven Elementen der Platte, ebenso die Dynamik, der Bombast, die manche Song auszeichnen, wo Steigerungen passieren, die Gesang und Instrumentalarbeit zu stürmischen Leistungen antreiben, in "My dam self" etwa, oder in "Freedom".
Stellenweise hat die CD Flaute, aus der wieder schwerer Rock wächst. Im Laufe des Hörens wird das Album immer besser, die tollen Ideen brauchen einige Zeit, im Kopf des Hörers aufzugehen. Besonders gut: die Gesangslinien und die erfrischend klare Gesangsleistung eines der Leadsänger (wer aus der Truppe an den jeweiligen Songs am Mikro steht, ist leider nicht angegeben).
"My Damn Self", "Liberator24" und "Parabola" sind die einsamen Höhepunkte der CD. Zwar stehen die weiteren Songs diesen nicht wirklich viel nach, ausreichend genug jedoch, dass diese Stücke herausragen. Einen Tiefpunkt gibt es auch. Der elektronische Beginn von "Freedom" ist noch erträglich, aber die butterweiche Kitschballade "For Future Days" ist schlicht fehl am Platz. Das wirkt gar in den Beginn des darauf folgenden "Mid Day Moon" ein.
Davon abgesehen ist dem Quartett mit dem verkehrten zweiten "R" im Namen ein überraschungsreiches Rockalbum mit schwerem Hang zum Progressive Rock (Pink Floyd, Rush, Queen, Genesis) gelungen, das, soviel ist gewiss, seine Freunde finden wird.

justforkicks.de
VM



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