Ragazzi - website für erregende Musik



 
 
 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
 

 


 


 


 


 


 


 


 


 

Red Sand „Behind The Mask“ (Eigenproduktion 2012)

Wenn ein Rezensent aus der Stadt der schwarzen Erde kommt, ist für ihn selbst roter Sand zum Verzehr geeignet, da der Freund der Melanch-Töne Unbekanntes dem Gewohnten vorzieht, zumal falls der Sandkuchen wie in diesem Falle mit Ahornsirup und Lachsfarce garniert gereicht wird. So mundet denn der kanadische Prog-Mix tatsächlich, wenn er auch gelegentlich ein wenig lax schmeckt, „Neo“ genannt wird und damit alles andere als neu ist. Weder Fish noch Fleiß können da aus der Patsche helfen, sollen sie aber wohl auch gar nicht, denn Steff (Stimme), S. Caron (Gitarre und Keyboards), P. Caron (Piano und Keyboards), M. Gosselin (Bassgitarre) und D. Robertson (Schlagzeug) zelebrieren genüsslich ein Brit-Prog-Fest und zeigen sich damit in gewisser Weise noch immer abhängig vom Gemein-Wesen der engen Länder, schwelgen sie doch in Erinnerungen an die Achtziger Jahre, wobei die entsprechenden Reminiszenzen durchaus mit Verve vorgetragen werden. Der Sound wirkt etwas antiquiert und auch die an sich gute Gitarrenarbeit würde nur schwerlich das Frischegarantie-Gütesiegel erhalten, die Rhythmen jedoch sind vital und punktgenau auf Spur genagelt, volles Brett eben. Die technische Beschlagenheit sämtlicher Musiker ist glücklicherweise nicht hinter einer Maske verborgen und kommt in jedem Stück mehr oder minder deutlich zum Ausdruck. Äußerst interessant wird es immer dann, wenn die sophistikäsige Klangmalerei überwunden und das Tempo forciert wird; dann fliegt nicht nur die Kuh, sondern es flieht auch die Zeit, wenn sie denn überhaupt existiert und nach knapp 45 Minuten hat somit das Ende dieser Schulstunde der Progtagonisten geschlagen. Über jeden Zweifel erhaben sind die Texte, mit denen sich wirklich zu beschäftigen lohnt; stets in der ersten Reihe sitzende Ästheten können eben schreiben, wenn sie schon nicht abschreiben können. Für in der Genesis-Matrix gefangene Neos dürfte summer cum aude (oder summer cum audi, was beweist, dass Audi sich sowohl vom „Hören“ als auch vom „Wagen“ herleiten lässt) die rote Sonne aufgehen, für Avant-car-disten dagegen (womit wir schon wieder bei Audi wären und damit ganz nebenbei bewiesen haben, dass alles mit allem zusammenhängt, was irgendwie versöhnlich stimmt – stimmts?), die bei jeglichem Schönklang sofort rot sehen und entsetzt „Fahrstuhlmusik“ rufen, diese Ton-Konserve der ahornigen Konsekutiven wie Sand im Getriebe ihrer Bogengänge verrinnen.

redsandmusic.ca
Frank Bender



Zurück