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RBC "RBC" (Kartini-Music, VÖ: 15.05.2009)
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RBC sind Prince Robinson (g, voc, Ike Turner, Thelma Houston, Dizzy Gillespie), Colin Bass (b, voc, Camel, 3 Mustaphas 3) und Denis Clement (dr, perc, g, key, Camel). RBC mag der gemeinsame Nenner des geübten Trios sein, der Schmelzpunkt ihrer drei Interessen, eher aber ist es die Möglichkeit, der abstrakte Ausdruck, den diese Zusammenarbeit nur finden kann. Robinson hat seine Heimat in der ambitionierten Schmelze aus Pop, Blues und Rock, Colin Bass und Denis Clement sind Jazzrock, Fusion und Progressive Rock.
Die Zusammenarbeit ist kein leichtgängiges Album für Fanatics, die nur ihre Vorstellungen lieben, Tellerränder zu hohen Mauern gemacht haben, über die hinüberzusehen sie keinerlei Interesse haben. Manche kurze Note auf der CD ist ein poppig bluesiger Song, deftig gespielt und technisch getrommelt, aber mit dem Gesang, der am Freitagabend in der Bluesstampe beliebt ist. Robinson hat eine klare, satte Stimme, die Blues und liedhaften Rock als Unterstützung gewöhnt ist, hier jedoch progressive Traktate gleichberechtigt akzeptieren muss. Gewiss ist der Gitarrist in technischer Extravaganz nicht ungeübt, erweist sich als Jazzrocker, der abstrakte Linien und dynamische Soli fahren kann, die im liedhaften Sektor für krumme Ohren sorgen. Die meisten Songs stammen aus seiner Feder, also wird er sich nicht verbogen haben, eben diesen jazzrockig vertrackten Klang intonieren zu wollen.
Colin Bass fällt in der komplexen Schule nicht weiter auf, ist sie doch sein Zuhause. Seine Bassläufe sind rasant, sein melodisches Spiel lebhaft und ideenreich wie das des Gitarristen. Der wiederum hat eine Klangpalette drauf, die ohne weiteres auch mal zu countryesken Tönen greifen kann, diese fabelhaft zu verjazzen.
Der eher unbekannte Dritte, Jazz- und Klassik-Studierte Schlagzeuger Denis Clement ist ein ausgefuchstes Talent an Fellen und Becken. Was er dem Saitenduo als Unterstützung anbietet, ist allerfeinstens, von Jazz durchflutet, kann Metal-Doublebass, rasant stürmisches Durcheinander, enorm virtuos und vertrackt - und auch die einfacheren Takte weiß er lebhaft und einfallsreich zu portionieren.
Tolles Trio, dessen tiefste Innigkeit und höchste Flut in den längeren Stücken zu hören sind, wenn aus melancholischen Gesangspartien instrumentale Phantasien wachsen, Jazzrock aus liedhafter Idylle birst. Aber auch die kurzen Dinger haben es in sich. Kaum sind die nachdenklichen Gitarrenkabinettstückchen, darunter "echte" Klassikpartituren, angelaufen, da klingen sie schon wieder aus, und erst bei mehrfachem Hören eröffnet sie ihr harmonisch weites Innenleben. Zum Ende ist der Camel-Popsong "Cloak & Dagger Man" in donnernder Version ganz ohne Pop kraftvoller als je zuvor zu hören. Das lädt ein, die Platte gleich noch einmal von vorn zu starten. Und beim zweiten Mal sind die Songs nicht mehr so verschlossen und abweisend wie beim ersten, steckt der Sound mehr an, sind die Klänge vertrauter, das Spiel des Trios naher.
Robinson und Bass haben ihre Zelte in Berlin aufgeschlagen, mag die Zusammenarbeit so zustande gekommen sein?
Bluesrocker werden ein für sie "klassisches" Rockalbum entdecken können, das überraschungsreich genug ist, ohne Vergleiche auszukommen. Progressive Rocker haben es etwas schwerer. Der Verwöhnungsgrad technischer Musikerfahrung wird höchstens gestreichelt. Und doch kann die Platte mit ihrem Detailreichtum in aller Songdienlichkeit gerade den Letzteren - ach was, Allen - nur empfohlen sein.
princerobinson.com
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kartini-music.com
VM
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