Radio Massacre International "emissaries" (Cuneiform Records 2005)

Radio Massacre International - das ist mal ein Bandname! Das klingt, hat Witz und Schwung, das kann man versuchen, ganz schnell zu sagen, oder es besonders betonen. Und steht für elektronische Musik, die meinem Gefühl nach so gar nicht dazu passen will.
Die Briten Steve Dinsdale, Duncan Goddard und Gary Houghton bedienen jede Menge Tasteninstrumente, unter anderem auch das in Prog Kreisen geliebte Mellotron, zudem Gitarren und Perkussion. Zwölf Songs füllen die beiden CDs weitgehend, auf über 136 Minuten kommt die Produktion. Alle Tracks, von Songs will ich hier nicht reden, haben epischen Charakter.
Ganz im Erbe solcher Bands wie Tangerine Dream, Ash Ra Tempel, Manuel Göttsching und Klaus Schulze eingespielt, aber doch mit eigenen harmonischen und rhythmischen Vorstellungen geht die Band vor. Die Sounds sind teilweise schwer abstrakt, es gibt nur wenige Querverweise zu Elektro-, Dance- oder sonstiger light Szene.
Um die Sounds und Stimmungen zu genießen, muss man einiges Stehvermögen mitbringen und am besten die 70er Alben der genannten Bands mögen. Hier gibt es keine konkrete melodische Entwicklung. Radio Massacre International stehen für Space Sounds, elektronische Verfremdungen, lyrische Ergüsse, zähflüssige harmonische Entwicklungen, quasi psychedelische Musik. Das hat einen Touch New Age, Parallelen zur Minimal Music und ist ganz und gar, selbst wenn in wenigen Fällen die Gitarre ausflippt, vollkommen ambient. Und für Techno Jünger ist das pure Avantgarde. Denn so abstrakt und ungewöhnlich die melodisch-harmonischen Arbeiten des Trios sind, so schnell könnte man mit einem Technobeat das ganze zu Tanzmusik machen, wenn die breite Masse der Fans aus dieser Szene das auch nicht verstehen würde.

radiomassacreinternational.com
VM




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