Quantum Fantay "Kaleidothrope" (Shiver Records/Herzberg Verlag 2009)

Selten, dass Neo Psychedelic und Neo Prog sich auf Augenhöhe treffen und ein ganzes, instrumentales, spannendes, tief in sich versunkenes Album drauf haben. Die 51 Minuten sind für alle Schubladen ungewöhnlich. Die Songs sind komplex, aber auch mal dancig, rocken ohne Unterlass, und legen sich lässig als melancholischer Sonnenuntergang vor den epischen Horizont. Die Band treibt ihre Ideen dynamisch voran, wie ein D-Zug rattert und flattert das Melodiegebirge in vielfältiger Farbenfröhlichkeit und sphärischer Eleganz.
Vor allem die Tasten haben das Sagen. Pete Mush (synth), Jaro (b), Charles Sla (fl), Gino Bartolini (dr) und Dario Frodo (g) samt Vokalgästen, die lautmalerische Voices hinzufügen mögen es dynamisch und lebhaft. Die Arrangements sind enorm komplex, aber nie besonders heavy, die Keyboards machen die Atmosphäre schöngeistig und lyrisch, was an verträumtem Flötenton hinzukommt, macht die flitternd flatternden Harmoniebeben nur virtuoser und belebter. Die Gitarre liefert Strukturarbeit, holt aber auch zu solistischem Vergnügen aus, was eher selten, dann aber sehr schön ist. Die Rhythmusabteilung übt sich als Vorbild für beide Szenen; die progressive, indem sie pausenlos differenzierte, komplexe Rhythmen baggert, die psychedelische, weil in aller Komplexität ein gewisser, bohrend intensiver Groove steckt, der die Epik breitbandig wie Kino macht.
Der Klang der Aufnahmen ist exzellent. Macht ordentlich Laune, sich vor die großen Boxen zu legen und was Zeit ist, verrinnen zu lassen. Hier und dort setzt sich, oftmals zu Beginn der Tracks, elektronisches Flair durch, das die genannte Dancigkeit hat, anderenfalls darf auch mal ein vorderasiatisches Motiv in die symphonische Breite einfließen. Doch stets holen die pausenlosen Synthesizerharmonien mit energischer Verspieltheit den Sound wieder ins nördliche Europa zurück.
Parallelen gibt es einige. Vor allem zu krautigen Keyboard-Prog-Bands und Elektronikern der zweiten Hälfte der Siebziger, von Eloy bis Klaus Schulze. Dennoch ist der Sound in seiner schier endlosen Dynamik und enormen Kraft eher modern, zeitlos und kaum direkt vergleichbar.
Als Bonus gibt es 'ne DVD dazu, auf der das Making Of der CD zu sehen ist, 7 Minuten die Band im Studio bei allerlei instrumentaler Arbeit und Blödelei zeigt, sowie amüsante Schnipsel von Konzerten und sich herumtreibendem Bandkauderwelsch.
Schönes Teil!

herzbergverlag.de
VM



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