Psychedelic Gems 5 (Garden Of Delights 2001)

Das famose Reissues-Label Garden Of Delights gibt jeder Krautrock-Legende eine Chance, die sich progressiver Musik verschrieben hatte. Wenn Bands gefunden werden, die keine Langspielplatte veröffentlicht haben, dafür aber eine Single, wird diese Single auf dem Sampler Psychedelic Gems veröffentlicht. 5 dieser Sampler gibt es bereits, der 6. ist in Planung. Auf der nun vorliegenden CD sind 7 Bands mit insgesamt 13 Songs dabei. The Desperates aus Bregenz am Bodensee eröffnen mit ihrer Single von 1966. Das wilde "LSD" von den Pretty Things und "Stupidity" sind noch stark beat-durchtränkt. Gesang und Gitarren sind vom feinsten, die Songs und ihre Interpretation sehr gut gelungen. Die anschließenden Tortilla Flat aus Oberursel orientierten sich am harten Progressive Rock. Leider sind von dieser wirklich ausgezeichneten Band nur die beiden Songs "Facts" und "Life" 1970 eingespielt worden. Die Band war damals noch viel komplexer, spielte lange, unkommerzielle Stücke. Wenigstens diese beiden ausgezeichneten, aber leider sehr kurzen Songs sind erhalten geblieben. Just We aus Wiesbaden brachten es 1971 zu einer Single. Die zwei ebenfalls sehr guten, zwischen Bluesrock und hartem Progressive orientierten Songs "Somethin´ like it" und "Dallas woman blues" machen deutlich, welches Potential mit der Band verschwunden ist. Die Musiker jedoch verschwanden nicht, sie gingen zumeist zu anderen Bands. Die 1967 in Köln gegründete Band The Giants spielte erst Beat, dann Blues, Rhythm´n´Blues und schließlich progressiven Rock. Die Soundqualität zu den bisher ausgezeichnet klingenden Songs läßt leider etwas nach, bleibt aber noch gut anhörbar. "He-he-ho" und "Broken earth" (1972) sind ein weiteres Beispiel für frühen, guten Progressive Rock, wobei "He-he-ho" etwas einfallsloser ist und mit dem fetzigen "Broken earth" nicht ganz mitkommt. Chain aus Bad Homburg spielten 1973 ihre einzige Single ein. "Greasy" und "London City" sind einigermaßen interessanter Hardrock, "Greasy" dreckiger, dennoch unauffälliger. Das beste an der Band war der Gitarrist, alle anderen Musiker fallen nicht weiter auf. Leider ist ihre Single dementsprechend. B.S.H. aus Bayern sind mit nur einem Song vertreten. Der Song "Born time" von der Vorderseite wurde weggelassen, weil er, wie im booklet angegeben, für Popmusik steht. Die fantastische Rückseite ist alles andere als beliebig. "Short Step" (1974) ist ein eindrucksvolles Instrumental, das mit sehr interessantem Muster arbeitet. Irgendwie habe ich den Eindruck, dass B.S.H. etwas zu viel Fleetwood Mac gehört haben, die Pointe des Songs klingt sehr nach Albatross. Die letzte Band ist Tibet. Und das ist auch qualitativ so. Zwar haben Tibet damals eine LP eingespielt, die bereits auf CD wiederveröffentlicht wurde. Aber diese beiden Singlehits "Only Man´s Love" und "She Is Gone" (1976) sind billige Disko-Hits, die für mich nicht ansatzweise progressiv klingen. Das schafft der eindrucksvollen CD jedoch keinen Abbruch. Diese nicht nur für geschichtsbewußte Progressive Rock Freaks spannende Musik ist eine feine Sache. Das booklet erzählt die Geschichte und Fotos jeder Band, und bringt einen Abdruck der Labels der Singles. Eine wertvolle Sammlung.
VM




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