Pryde „Psychocentesis“ (Eigenproduktion 2013)

„A Pleasant Shade Of Evergrey“, so kann man diesen Tonträger vielleicht einigermaßen treffend umschreiben. In der Tat schaffen es die Franzosen einen Grau-Cocktail zu kredenzen, der in allen Schattierungen Funken sprüht und dessen beim Rezipienten mittels Resonanz evozierte Stimmungen von Melancholie über Wut bis hin zu Hoffnung reichen. Neben Klargesang - so unglaublich es auch scheinen mag, der Sänger Val Caetano klingt meines Erachtens wie Geoff Tate, der mit Tom S. Englund auf seinen Schultern den Strom des unendlichen Bewusstseins durchquert, während beide um die Wette trällern - gibt es auch gelegentliche Gutural-Exkursionen sowie hörspielartige Einsprengsel, die aber absolut nicht störend wirken, sondern zum künstlerischen Anspruch der Band, sprich der theatralischen Umsetzung des lyrischen Konzeptes gehören, das allein schon eine eigene Rezension erforderte, wollte man der Intention der Librettisten nur annähernd gerecht werden. Der Titel der CD (Achtung: Wortspiel!) ist hierbei Programm, also keineswegs leichte Muse, aber die läuft sowieso nur mit einem Radio begleitet übers Brückerl ins Zuckerwatteland und holt sich dort verbrannte Mandeln, die sie sich anschließend operativ entfernen lassen muss. Hier geht es um eine Art Seelen-Biopsie und damit einhergehend um das Durchleben diverser Bewusstseinszustände, quasi eine Operation Grind-Mime und das - auch musikalisch - auf höchstem Niveau. Cyril Vidal und Laurent Mourou sind für die Gitarren zuständig, Laurent Zahra bedient die Keyboards und die Rhythmustruppe besteht aus Sebastien Arraïs Mendonça (Bass) sowie aus JPG (Schlagzeug). Ich höre im Vorbeigehen, wie Val - allenfalls sein leicht französischer Akzent könnte für einige Dipfelesschisser störend wirken - einem geschlechtslosen Kubus, der sich bei eingehender Betrachtung als demon in disguise entpuppt, jauchzend in dessen linkes Nasenloch flüstert: „Welcome to my Nightmare Theater!“ Diese Band, die auf ihre in Ton gegossene Leistung stolz sein kann, sollte von Lance King dringend unter Vertrag genommen werden – sie hat unbedingt einen solch fairen und kompetenten Partner verdient, der sich im Land der Nachtmahre auskennt.

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Frank Bender




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