Proto-Kaw "The Wait of Glory" (InsideOut Music, VÖ: 20.01.2006)

Vor fünf Jahren präsentierte das amerikanische Label Cuneiform Records historische Aufnahmen der Band um Kerry Livgren, der später mit Kansas Karriere machte. Einige der Songs auf "Early Recordings from Kansas 1971 - 1973" waren im Kansas-Sound zu Welthits geworden. Diese Besetzung jedoch ging sang- und klanglos unter. Jedoch der Erfolg der veröffentlichten CD heizte die in die Jahre gekommenen Musiker an, sich wieder aktuell und praktisch mit Musik zu beschäftigen. 2004 erschien "Before Became After", teilweise mit alten Kompositionen, die neu eingespielt worden waren.
Und nun, zwei Jahre darauf, gibt es eine neue CD von Proto-Kaw. Die Band ist gewachsen, zusammengewachsen. John Bolton (fl, sax), Kerry Livgren (g, key, voc), Lynn Meredith (lead-voc, voice), Brad Schulz (dr) und Dan Wright (org, key, voc) waren schon zu Beginn der 1970er in der originalen Band aktiv; Craig Kew (b, voc) ergänzt das Line-Up, ob er eher zum Nachwuchs gehört oder schon damals im Bandumfeld herumwirbelte, geht aus dem beiliegenden Infoblatt nicht hervor. Nach diversen Konzerten, unter anderem auf dem NEARFest in Bethlehem, USA, ist die Band wesentlich gefestigt, hat der Rock'n'Roll die alten Knochen wieder warm gemacht, so dass die Energie in der Band positiv in die Ideen und Einspielung der Songs gehen konnte. Das ist den 10 Tracks auch unbedingt anzuhören.
Stilistisch können Proto-Kaw mit "The Wait Of Glory" nicht festgelegt werden. Der typische Sound von Kansas ist nur rudimentär wahrzunehmen, allein die Kompositionen von Proto-Kaw sind mit denen von Kansas nicht zu vergleichen. Es ist zu hören, dass die Band aus den USA kommt, ein bisschen Cowboyblut trägt dort wohl jeder (Rock-)Musiker mit sich herum. Die Songs haben komplexe, aufwendige Strukturen, ohne aber zu heftig oder schräg zu sein. Gerade die vielen und langen Vokalparts sind liedhaft, bisweilen gar etwas süßlich und arg lieblich in den Harmoniegesängen. Da wäre weniger mehr gewesen. Die instrumentalen Parts mit ausgedehntem Flötenspiel im symphonischen Kleid sind hingegen sehr schön. Da kann die komplette Truppe schön ins Arbeiten kommen und gebirgige und gefährliche Landschaften durchreiten.
Ganz nebenbei, dass die Männer graue Bärte tragen, entdeckt die Musik auch. Es rockt nicht sehr hart und schnell, die Motive sind getragen und beschwingt - jedoch, ohne schlapp zu sein. Wer Kerry Livgrens Soloalben kennt, kann hier noch 300% an Rock hinzudenken, Proto-Kaw sind wahre Rocker!
Mit Kansas hat die Truppe auch personell nichts zu tun. Deren Schlagzeuger Phil Ehart wurde in einem Interview mal gefragt, was er von Proto-Kaw hält und würgte die Sache kurz und knapp ab, indem er meinte, dass hätte mit ihrer (Kansas') Karriere nichts zu tun. Die Wurzeln beider Bands jedoch sind eins - und Kerry Livgren hat für beide Bands das Gros der Songs geschrieben.

protokaw.com
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VM



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